Kritik aus der Opposition, Kritik aus Wirtschaft und Handel, Kritik aus der Bevölkerung: Das Corona-Krisenmanagement hat das Vertrauen in die Fähigkeiten der Unionsparteien massiv einbrechen lassen. Hinzu kommen die jüngsten Lobbyismus- und Korruptionsfälle. Nach schlechten Wahlergebnissen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trifft diese Entwicklung CDU und CSU in aktuellen Umfragen hart.
Zwischen acht und zehn Prozentpunkten haben die Unionsparteien je nach Umfrageinstitut seit Januar eingebüßt. Bemerkenswert dabei: Das Umfrageinstitut Allensbach registriert erstmals eine höheres Kontingent potenzieller Wähler bei den Grünen als bei der Union. Mit einer kurzfristig einberufenen Runde mit den Ministerpräsident:innen dürfte Bundeskanzlerin Angela Merkel auch auf diese Entwicklung reagieren.
CDU und CSU: Zwischen 26 und 28 Prozent
In der jüngsten Erhebung des Meinungsforschungsunternehmens Forsa für RTL und ntv landen CDU und CSU nur noch bei 26 Prozent, wie die Sender am Mittwoch mitteilten. Das ist ein Minus von drei Prozentpunkten im Vergleich zur vorherigen Erhebung eine Woche zuvor. Profitieren können demnach die FDP, die zwei Punkte zulegte auf zehn Prozent, und die Grünen mit einem Plus von einem Prozentpunkt auf nunmehr 22 Prozent. Die SPD kommt in der Erhebung auf 16 Prozent, die AfD auf zehn und die Linke auf acht Prozent. Weitere acht Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden.
Auch in der Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ("FAZ") geht es für die Union abwärts. Sie liegt nur noch bei 28,5 Prozent, nach 37 Prozent Anfang Februar, wie die Zeitung am Mittwoch berichtete. Die Grünen kommen in der aktuellen Umfrage auf 21 Prozent, bei der SPD sind 18 und bei der AfD zehn Prozent. FDP und Linke erreichen jeweils 8,5 Prozent. Befragt wurden 1006 Menschen ab 16 Jahren.
Kaum noch jemand traut Union Problemlösung zu
Einbußen muss die Union der Umfrage zufolge auch bei der Frage nach der Kompetenz hinnehmen: Sie verlor innerhalb einer Woche neun Prozentpunkte - lediglich 18 Prozent sehen derzeit in ihr noch die Partei, die mit den Problemen in Deutschland am besten fertig wird.
Von den Grünen denken das neun, von der SPD sieben und von einer der übrigen Parteien acht Prozent. 58 Prozent schreiben keiner Partei diese politische Kompetenz zu. Für die Erhebung wurden vom 16. bis zum 22. März 2511 Menschen befragt.
Allensbach: Vertrauenskrise schon vor Maskenaffäre
Für den tiefen Fall der Union sind nach Einschätzung von Allensbach die Bereicherungsskandale einzelner Abgeordneter nicht entscheidend. Der Vertrauensverfall habe schon vorher eingesetzt, die Niederlage der CDU in Baden-Württemberg sei absehbar gewesen. Den Hauptgrund für den Sinneswandel sieht Allensbach der Zeitung zufolge darin, dass das Vertrauen in "die CDU kann Krise" erschüttert sei.
Besonders bemerkenswert: Laut Allensbach-Erkenntnissen reicht das Wählerpotenzial der Union derzeit kaum über die Zahl ihrer tatsächlichen Wähler hinaus. Nur noch 29 Prozent der Wahlberechtigten zögen es in Betracht, CDU und CSU bei der Wahl im Herbst ihre Stimme zu geben. Im Februar seien es 42 Prozent, Ende Februar noch 39 Prozent und nun noch einmal zehn Prozentpunkte weniger. Und: "Erstmals ist damit das weite Potential von CDU und CSU kleiner als das der Grünen", schreibt Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher in der "FAZ". Das grüne Wählerpotenzial liege stabil bei mehr oder weniger 30 Prozent. Die Umwelt-Partei haben zudem derzeit "noch Luft nach oben". Die Zahl derer, die in Erwägung ziehen, die Partei bei der nächsten Wahl zu unterstützen sei klar größer als der Kreis, der schon entschlossen ist, die Grünen zu wählen. Das sei bei den Unionsparteien im Moment nicht so.

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Quellen: Nachrichtenagentur DPA, RTL/n-tv, "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "IfD Allensbach"