Hausräumung in Kopenhagen Dänisch-deutsche Autonomen-Krawalle

Nachdem in Kopenhagen ein besetztes Jugendhaus von der Polizei geräumt wurde, kam es zu Ausschreitungen. Via Internet wurde die autonome Szene zu Solidaritätsaktionen aufgerufen - in Hamburg kam es darauf promt zur Randale.

Nach der Räumung des von Autonomen besetzten "Jugendhauses" ("Ungdomshuset") in Kopenhagen durch die Polizei haben Krawalle die Sicherheitskräfte der dänischen Hauptstadt bis zum Freitagmorgen in Atem gehalten. Die Polizei setzte stellenweise Tränengas gegen die meist jugendlichen Demonstranten ein, die ihrerseits die Beamten mit Flaschen und Steinen bewarfen. Bis zum Morgen wurden fast 200 Demonstranten vorübergehend festgenommen. Unter ihnen waren auch neun Deutsche. Drei Menschen wurden verletzt, teilten die Behörden mit.

Neun Deutsche verhaftet

Die Kopenhagener Polizei hatte am Donnerstag das von Autonomen besetzte "Jugendhaus" mit Hilfe von Antiterror-Spezialisten geräumt. Die Sicherheitskräfte hatten das Gebäude im ethnisch gemischten Viertel Nörrebro in den frühen Morgenstunden in ihre Gewalt gebracht. Dabei waren Mitglieder einer Anti-Terror-Einheit per Hubschrauber auf dem Dach abgesetzt worden und Polizisten, die auf einem Kran saßen, zielten mit einer Wasserkanone auf die Fenster des Gebäudes.

Noch während der Räumung warfen dutzende Demonstranten Pflastersteine auf die Polizisten und steckten selbst errichtete Barrikaden in Brand. Wie das Reichskrankenhaus mitteilte, wurde dabei ein 20 Jahre alter Deutscher am Kopf verletzt und musste behandelt werden. Die dänische Nachrichtenagentur Ritzau berichtete, mindestens 17 der Festgenommenen seien Ausländer. Zwei der Inhaftierten seien bereits zu 27 Tagen Haft verurteilt worden, weil sie Polizisten angegriffen hätten.

Die Kopenhagener Polizeichefin Hanne Bech Hansen nannte die Räumungsaktion selbst "einen riesigen Erfolg".

Bei einem nichtgenehmigten Protestzug gegen die Räumung am frühen Donnerstagabend mit mehr als 1000 Teilnehmern warfen Demonstranten erneut Flaschen und Steine auf das massive Polizeiaufgebot. Wegen befürchteter neuer Auseinandersetzungen hatten die Behörden zuvor die Grenzkontrollen zwischen Dänemark und Deutschland verschärft. So wolle man den Zulauf von gewaltbereiten Autonomen sowie auch von Neonazis verhindern, erklärten Sprecher.

Randale-Aufruf via Internet

Das seit 1981 besetzte "Jugendhaus" war im vergangenen Jahr von der Stadt Kopenhagen an eine Freikirche verkauft worden. Medien hatten zuvor von umfassenden Vorbereitungen der Hausbesetzer auf gewaltsame Aktionen berichtet. Diese hatten auf Internetseiten Gleichgesinnte aus anderen Ländern - darunter auch aus Deutschland - aufgefordert, ihnen zu Hilfe zu kommen.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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In der norwegischen Hauptstadt Oslo zeigten etwa 150 Demonstranten ihre Solidarität, indem sie die dänische Botschaft mit Schneebällen und Farbbeuteln bewarfen. Während in Hannover ein Protestmarsch ohne Zwischenfälle verlief, reagierte die Hamburger Autonomen-Szene weniger friedlich. Aus der Versammlung von 700 bis 800 Protestierern seien Flaschen und Signalkörper geworfen worden, berichtete ein Polizeisprecher. Dabei wurde ein Beamter verletzt. Die Veranstalter hätten die Demonstration im Schanzenviertel vorzeitig beendet.

Zug gegen dänisches Konsulat vereitelt

Beim Abzug der Teilnehmer seien Müllcontainer in Brand gesteckt und Gegenstände auf die Straße gestellt worden. Eine Gruppe von etwa 100 Leuten wollte dann am späteren Abend zum dänischen Generalkonsulat vordringen. Das habe das Polizei-Aufgebot von mehreren Hundertschaften verhindert. Dabei seien 10 bis 20 Demonstranten in Gewahrsam genommen worden. Zwei Teilnehmer wurden wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot festgenommen.

DPA · Reuters
DPA/Reuters