Der Tod kam friedlich, im Schlaf: Als Harold Jellicoe Percival seine Augen mit 99 Jahren schloss, hatte ihn die Welt bereits vergessen. Vor einer Ewigkeit war der Brite einmal Soldat gewesen, hatte während des Zweiten Weltkriegs in der Royal Airforce (RAF) gedient. Percival gehörte zum Bodenpersonal, als britische Bomber im Mai 1943 die Mauern von Eder- und Möhnetalsperre zerstörten. Nach dem Krieg war der Einzelgänger durch die Welt getingelt, ein Freigeist, dem der Rucksack auf dem Rücken Zuhause genug war. Seine letzten Lebensjahre verbrachte "Coe", wie er liebevoll genannt wurde, zurückgezogen in einem Altenheim. Als er am 25. Oktober starb, sah alles danach aus, als würde auch seine letzte Reise eine einsame werden.
Bis Edmund Jacobs kam. "Ich konnte mich einfach nicht mit der Idee anfreunden, dass ein alter Soldat ohne jede Unterstützung auf seine letzte Reise geht", sagte der Brite, der mit der Beisetzung des alten "Coe" beauftragt wurde. Jacobs schaltete eine Anzeige in der lokalen Tageszeitung und berichtete darin vom Schicksal des vergessenen Veteranen. "Wir würden es sehr zu schätzen wissen, wenn sich einige Militärangehörige finden, um der Beisetzung beizuwohnen", schrieb der Bestatter - und setzte damit einen Schneeballeffekt in Gang, der den 99-Jährigen rund um den Globus bekannt machen sollte.
Gleich mehrere RAF-Veteranen fotografierten den Aufruf ab und verbreiteten ihn über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. Die Botschaft kam an: Tausende User teilten die Geschichte, Soldaten, Prominente, aber auch ganz normale Bürger, die mit Patriotismus sonst nur wenig am Hut haben. Einer, der sich besonders stark für den unbekannten Veteranen einsetzte, war Rick Clement. Während seines Einsatzes in Afghanistan hatte der britische Sergeant 2010 beide Beine verloren. "Ich bitte alle aktiven und ehemaligen Militärangehörigen um einen großen Gefallen", schrieb der Veteran. "Wenn ihr in der Gegend seid, gebt ihm bitte den Abschied, den er verdient hat!"
"Es ist einfach berührend"
Und sie kamen. Mehrere hundert Menschen strömten am Montag trotz Regens auf das Gelände des Krematoriums der Stadt Lytham St Annes in Lancashire. Vertreter der britischen Luftwaffe standen Spalier, als der Sarg mit den sterblichen Überresten ihres Ex-Kollegen in das Gebäude getragen wurde. Selbst das Datum der Bestattung hatte Jacobs nicht dem Zufall überlassen: Am 11. November gedenken die Briten ihren gefallenen Soldaten. Der sogenannte Armstice Day erinnert an den Waffenstillstand, der dem Ersten Weltkrieg am 11.11.1918 um 11 Uhr ein Ende setzte.
Ob Percival der ganze Trubel recht gewesen wäre? "Mein Onkel wäre sicher sehr überrascht über all die Aufmerksamkeit gewesen", gab Andre Collyer-Worsell, ein Neffe des Verstorbenen, in der britischen Zeitung "Metro" zu bedenken, zeigte sich aber im gleichen Atemzug bewegt über die Anteilnahme seiner Landsleute. "Wir hatten ein paar Leute erwartet, ein paar örtliche Veteranen, und plötzlich ist die Sache einfach explodiert", freute sich Collyer-Worsell. "So einen Abschied möchte man einem geliebte Menschen einfach geben, es ist berührend."