Folgen eines Skandals Mann aus "Sylt-Video": Job verloren, Lehraufträge abgegeben, stark abgenommen

Die Terrasse der Pony-Bar in Kampen auf Sylt
Hier grölte an Pfingsten eine Gruppe junger Menschen "Ausländer raus": Das Lokal "Pony" in Kampen auf Sylt.
© Bodo Marks/dpa
Er stand daneben, als Bekannte von ihm auf Sylt sangen, was Deutschland empörte. Bald war nur noch wenig wie zuvor. Nun hat der Mann mit dem stern gesprochen.

Einer der Männer aus dem sogenannten "Sylt-Video", das rassistische Gesänge in einer Sylter Prominenten-Bar zeigte und bundesweit für Empörung sorgte, spricht im stern nun erstmals über die Folgen dieses Abends für sein Leben. Sein Job sei ihm gekündigt worden und er habe Lehraufträge an drei Hochschulen abgegeben, sagte er. Zudem habe er in den vergangenen Monaten sieben Kilo abgenommen. Sein Anwalt Norman Buse nennt seinen Mandanten einen Mann, der "zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war und an den Medienpranger gestellt wurde". 

Sogar der Kanzler äußerte sich zum Sylt-Skandal

Das Video entstand am Pfingstwochenende. Es zeigte eine Menschengruppe im Sylter Promi-Lokal "Pony". Einige sangen zur Melodie von Gigi D'Agostinos "L’amour toujours" die Zeile "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus". Ein Mann zeigte eine Geste, die einen Hitlergruß mindestens imitierte. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich zu dem Vorfall und nannte die Parolen "eklig".

Der Mann, der sich nun im stern äußert, stimmte in die rassistischen Gesänge nicht ein, wie inzwischen das Landgericht Hamburg festgestellt hat. Er stand in unmittelbarer Nähe der Beteiligten – und kannte sie. Dem stern sagte er: "Ich war geschockt. In so was bin ich noch nie reingeraten. Mir sind brüllende Horden immer unangenehm. Ich bin ein verträglicher Mensch. In der Situation war ich vollkommen überfordert und habe es ignoriert."

Nachdem das Video im Internet aufgetaucht war, dauert es nicht lange, bis Nutzer den Mann identifizierten. Auf dem Instagram-Profil seines Arbeitgebers, einer großen deutschen Firma, sammelten sich wütende Kommentare. Darunter auch Forderungen nach einer "fristlosen Kündigung". Tatsächlich wurde dem Mann wenige Tage später gekündigt. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht läuft noch.