Menschenrechte Italien muss Kruzifixe aus Klassenzimmern entfernen

Italien verstößt mit Kruzifixen in seinen Klassenzimmern gegen europäisches Recht. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg gab einer Mutter Recht, die sich zuvor durch alle italienischen Instanzen geklagt hatte und stets gescheitert war.

Italien verstößt mit Kruzifixen in seinen Klassenzimmern gegen europäisches Recht. Das europäische Menschenrechtsgericht in Straßburg gab am Dienstag einer Mutter Recht, die sich zuvor durch alle italienischen Instanzen geklagt hatte und stets gescheitert war. Die Kreuze in den Schulräumen könnten von den Schülern durchaus als religiöses Symbol gedeutet werden, befanden die Straßburger Richter. Für Schüler anderer Religionen oder für bekenntnislose Kinder könne dies störend sein. Italien muss der Klägerin, Solie Lautsi, 5000 Euro Entschädigung zahlen.

Das italienische Bildungsministerium reagierte empört und verbat sich die Verurteilung. Das Kruzifix in den Klassenzimmern sei nicht als "Zustimmung zum Katholizismus" zu sehen, sondern sei "ein Zeichen unserer Tradition", zitierte die italienische Nachrichtenagentur Ansa das Ministerium. "Niemandem, und schon gar nicht einem ideologischen europäischen Gericht, wird es gelingen, unsere Identität zu unterdrücken."

Die Mutter zweier Schüler war mit ihrer Klage in den vergangenen Jahren vor sämtlichen italienischen Gerichten gescheitert, zuletzt im Februar 2006 vor dem Staatsrat - dieser begründete die Kreuze in den Klassenzimmern damit, sie seien in der verfassungsmäßigen Trennung von Staat und Kirche zu einem eigenen Wert geworden. Ein Verwaltungsgericht hatte ein Jahr zuvor festgestellt, das Kruzifix in der Schule sei "ein Symbol der italienischen Geschichte und Kultur und folglich der italienischen Identität". Die Straßburger Richter gaben dagegen der Klägerin Recht, die in den Kreuzen einen Verstoß gegen den Laizismus sieht.

AFP
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