Die verheerende Flutkatastrophe vom Juli 2021 ging als schwere Tragödie in die deutsche Geschichte ein. Mindestens 134 Menschen kamen nach extremem Regenfällen im Ahrtal ums Leben, Tausende Häuser wurden zerstört. Es war das größte je gemessene Hochwasser des Flusses Ahr, stellte etwa die Universität Bonn fest.
Geograph, Rainer Bell, von genau jener Universität und sein Kollege Michael Dietze von der Georg-August-Universität Göttingen forschen an einem System, damit eine solche Flutkatastrophe nicht nochmal vorkommt. Sie haben drei Seismometer an einem Hang in Müsch, im Ahrtal – in nordrhein-westfälischem sowie in rheinland-pfälzischem Gebiet – unter Blättern und Ästen installiert. Dazu kooperieren die Erdbebensensoren mit einem Sensor, der in der Erde vergraben ist. So sollen Erschütterungen im Hang gemessen werden, welche direkt über einen Laptop eingesehen werden können.
Erdbebensensoren sollen Bewegungen bei Hochwasser früher erkennen können
"Das gilt vor allem für Bewegungen in der Erde. Die Sensoren sind aber so sensibel, dass sie sogar Spaziergänger, Radfahrer oder Autos erfassen, die über die Straße am anderen Ahrufer fahren", sagt Bell gegenüber dem WDR. Der Geograph Dietze führt fort: "Auch das Wasser, das durch die Ahr fließt, erzeugt bereits kleine Schwingungen. Und diese Schwingungen werden stärker, je mehr Wasser fließt oder wenn die Strömung so stark ist, dass sie zum Beispiel Gestein mitschwemmt."
Die Entfernung der besagten Ahrflut wäre mithilfe der Seismometer auf eine Entfernung von 1,5 Kilometer erkennbar gewesen. Auch dessen Geschwindigkeit wäre messbar gewesen, sagte Dietze schon vor ein paar Monaten gegenüber dem SWR. Demnach hätten die Forscher etwa eine halbe Stunde vorher die Flutwelle und deren Intensität erkennen können. In der Folge könnte ein solches System wichtige Informationen für Hochwasserzentren liefern, so Dietze.
Bei der immensen Flut 2021 wurden alle Ahrpegel mitgerissen, wodurch das Pegelnetz sehr früh ausfiel. Das soll durch den Einsatz von Erdbebensensoren nicht passieren. Denn die Forscher wollen ein ganzes Netzwerk aus Sensoren errichten, welches eine mögliche, zunehmende Hochwassergefahr frühzeitig erkennen kann. Mit ihrem Vorhaben sind sie aber noch ganz am Anfang. Zunächst geht es darum, die dafür notwendigen Gelder zusammenzubekommen. Außerdem suchen sie Mitarbeiter zur Auswertung der Ergebnisse.
Ein Jahr nach der Flut: So sieht es heute an der Ahr aus
