Flucht nach Südkorea Nordkoreanerin darf nicht zurück in ihre Heimat

Eine Frau aus Nordkorea flüchtet mit Hilfe eines Schmugglers in den freien Süden. Später bereut sie ihre Entscheidung und will zurück zu ihrer Familie. Weil das aber nicht geht, kommt sie auf kriminelle Gedanken.

Vier Jahre ist es inzwischen her, dass Kim Ryen Hi nach China reiste. Dort wollte die Nordkoreanerin ihre Lebererkrankung behandeln lassen. Weil ihr Geld jedoch nicht reichte, ließ sie sich auf einen Schmuggler ein: Der bot ihr laut einem Bericht der "New York Times" an, sie zum Arbeiten nach Südkorea zu bringen. Dort ist Kim Ryen Hi bis heute, obwohl sie eigentlich längst wieder zurück in ihrer Heimat sein wollte.

Aber sie wird nicht gelassen: Eine Rückkehr aus dem freien Süden in das kommunistische Nordkorea ist verboten. Abgesehen davon geht die Reise normalerweise eigentlich nur in die entgegengesetzte Richtung - mehr als 28.000 Nordkoreaner flohen seit Ende der Neunzigerjahre aus der Diktatur ins reiche südliche Nachbarland.

Eine Spionin hofft auf ihre Abschiebung

Aber Kim Ryen Hi will nach Hause: "Ich möchte wieder zurück zu meiner wunderbaren Familie", sagt sie. Um sich diesen Wunsch zu erfüllen, ging die 45-Jährige bereits große Risiken ein. Wie sie der "New York Times" erzählt, begann sie zu spionieren - sie sammelte Informationen über andere Flüchtlinge und übergab sie dem Regime ihrer nordkoreanischen Heimat: "Dummerweise dachte ich, dass Südkorea mich abschieben würde, wenn sie mitbekommen, dass ich spioniere." Anschließend zeigte sie sich selbst an - und wurde daraufhin nicht etwa des Landes verwiesen, sondern für zwei Jahre in ein südkoreanisches Gefängnis gesteckt.

Inzwischen wurde sie auf Bewährung entlassen - frei fühlt sie sich trotzdem nicht. Von Nordkorea hat sie kaum Hilfe zu erwarten, für das Regime gelten Überläufer als Vaterlandsverräter. Familienangehörige von Flüchtlingen werden nicht selten in Gefangenschaft genommen. Auch ihre Charmeoffensive wird Kim Ryen Hi, die vor ihrer Flucht mit einem Arzt in der Hauptstadt Pjöngjang verheiratet war, nicht helfen: Zuletzt verkündete sie öffentlich, Staatsgründer Kim Il Sung "wie einen leiblichen Vater" zu verehren. Bei einem Fußballspiel habe sie im Stadium sehnsüchtig die nordkoreanische Hymne gesungen.

Gegenseitige Ignoranz zwischen Nord und Süd

Aus Nordkorea kommt trotzdem kein Kommentar zu ihrem Schicksal. Die letzte Hoffnung für Kim Ryen Hi könnte ein politischer Handel zwischen Nord und Süd sein: Bisher zwei Mal, zuletzt allerdings vor 15 Jahren, hat Südkorea Spione in den Norden abgeschoben. Ob so eine Geste auch im aktuellen Fall möglich ist? "Wenn ich eine Sache gelernt habe", sagt Kim Ryen Hi: "Wie ignorant sich Nordkoreaner wie ich schon immer gegenüber Südkorea verhalten." Und dann fügt sie hinzu: "Aber genau so wenig verstehen die Südkoreaner Nordkorea."

tim