Vierschanzentournee Ein aussichtsloser Fall für zwei? Skisprung-Duo jagt Prevc

Fliegt allen davon: Domen Prevc. Foto: Daniel Karmann/dpa
Fliegt allen davon: Domen Prevc. Foto
© Daniel Karmann/dpa
So deutlich wie Domen Prevc hat seit 14 Jahren kein Skispringer mehr den Tournee-Auftakt gewonnen. Zwei Deutsche sind zwar in Lauerstellung, doch der goldene Adler scheint weit weg.

Felix Hoffmann nahm "einen schönen Pokal" mit auf die malerische Alpen-Autofahrt, Philipp Raimund genoss den Klang von Kuhglocken im Teamhotel: Deutschlands Spitzenduo reist mit reichlich positiven Gefühlen zur Jahreswechsel-Party der Skispringer in Garmisch-Partenkirchen. Doch das Objekt der Begierde - der goldene Adler für den Vierschanzentournee-Sieger - ist nach der Flugshow von Domen Prevc schon wieder weit weg.

Rund elf Meter liegen Hoffmann und Raimund hinter dem 26 Jahre alten Dominator aus Slowenien, der die Konkurrenz am Oberstdorfer Schattenberg mit zwei Topsprüngen vorführte.

Wie man Prevc schlägt? "Keine Ahnung"

Auf die Frage, ob es beim Schanzenspektakel nur um Platz zwei hinter dem Dauersieger gehe, antwortete Raimund: "Gut möglich. Der Domen macht einfach einen wahnsinnig guten Job. Es ist eine gute Lücke dazwischen." Hoffmann als Dritter und Raimund als Fünfter sind zwar Teil des breiten Verfolgerfeldes, können es mit Prevc aber derzeit nicht aufnehmen.

Dementsprechend ratlos wirkte Hoffmann, als er darauf angesprochen wurde, wie man dem Slowenen am besten beikomme: "Tja, nach wie vor gut zu springen und dann irgendwie probieren, da ran- oder vorbeizukommen. Keine Ahnung. Müssen wir mal gucken." An Silvester (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) wartet in Garmisch zu ungewohnt später Zeit die nächste Qualifikation.

Dank Disqualifikation aufs Podium

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Hoffmann erlebte in Oberstdorf eine emotionale Podestpremiere bei der Tournee. Der 28-Jährige hatte schon an diversen Mikrofonen über seinen vierten Platz gesprochen, ehe er von der Disqualifikation des Slowenen Timi Zajc erfuhr und doch noch auf Rang drei vorrückte.

"Es war ein bisschen hektisch", sagte der introvertierte Hoffmann, der die Interview-Runde dank des verspäteten Podestglücks geduldig ein zweites Mal drehte. Als er nach diversen Fragerunden ins Hotel in einem Oberstdorfer Vorort zurückkehrte, widmete das Hotel-Personal den deutschen Skispringern einen stimmungsvollen Empfang mit Kuhglocken.

Keine Ausnahmen bei Materialkontrolle

Beim Slowenen Zajc hatte ein Anzug-Verstoß um drei Millimeter vorgelegen, den Chefkontrolleur Mathias Hafele streng ahndete. "Regel ist Regel. Da kann man keine Ausnahmen machen. Ausnahmen machen wir nicht", sagte Hafele, der im Sommer nach dem WM-Skandal von Trondheim den Posten übernahm und dessen Arbeit nun unter besonderer Beobachtung steht.

Aktuell scheint es so, als bräuchte es auch bei Prevc einen solchen Verstoß, um ihn vom erstmaligen Gewinn des goldenen Adlers abhalten zu können. "Er wird nicht viele Fehler machen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher über den Gesamtführenden, der mit 17,5 Punkten Vorsprung auf Österreichs Daniel Tschofenig zum Neujahrsspringen reist.

So deutlich hatte seit Gregor Schlierenzauer 2011 kein Springer mehr in Oberstdorf gewonnen. Schlierenzauer gewann damals auch ohne Probleme die Gesamtwertung des Traditionsevents.

Wellinger und Geiger chancenlos

Dass er in Hoffmann und Raimund noch zwei Springer in der Spitzengruppe hat, bewertete Horngacher positiv. "Das ist ein Riesenvorteil. Sie können sich gegenseitig begleiten. Sie sind immer zu zweit da oben, können miteinander reden. Das hilft schon viel", sagte der Österreicher, der zum Saisonende aus dem Amt scheidet.

Doch die Darbietungen des Duos waren der einzige Mutmacher für den Deutschen Skiverband im Allgäu. Denn abgesehen von Hoffmann und Raimund erreichte kein weiterer Deutscher den zweiten Durchgang. 

Mit Blick auf das Mannschaftsergebnis erlebte das Horngacher-Team ein Debakel. "Es war absehbar, dass es schwer wird. Das müssen wir aktuell so hinnehmen", erklärte der Trainer. Die Routiniers Andreas Wellinger (Platz 48) und Karl Geiger (Platz 53 in der Qualifikation) blieben völlig chancenlos. 

dpa