Bahn Neuer Bahnhof Hamburg-Altona wird später fertig als geplant

Der neue Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona wird seinen Betrieb voraussichtlich zwei Jahre später als bislang geplant aufn
Der neue Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona wird seinen Betrieb voraussichtlich zwei Jahre später als bislang geplant aufnehmen. Foto
© Georg Wendt/dpa
Eigentlich sollte der traditionsreiche Kopfbahnhof Hamburg-Altona in zwei Jahren Geschichte sein. Die ursprünglichen Zeitpläne sind jedoch nicht zu halten. Das stößt auf viel Kritik.

Der neue Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona wird seinen Betrieb voraussichtlich zwei Jahre später als bislang geplant aufnehmen. Durch Komplikationen im Ablauf des Baus müsse die Inbetriebnahme auf Ende 2029 verschoben werden, teilte die Deutsche Bahn in Hamburg mit. 

Die Bahn rechnet nach Angaben eines Sprechers derzeit mit Kosten zwischen 550 Millionen und 600 Millionen Euro. Da noch Bauleistungen - etwa für neue Bahnsteige ausgeschrieben werden müssen - könne sich die bisherige Kostenplanung noch anpassen, hieß es. Der Sprecher betonte, dass die Finanzierung gesichert sei.

"Die Hintergründe sind Verzögerungen durch Komplikationen im Bauablauf,insbesondere am Kreuzungsbauwerk Langenfelde", hieß es in einer Mitteilung der Bahn. Daraus ergebe sich ein neuer Zeitplan, für den noch speziell ausgebildete Prüfingenieure in bestimmten Phasen gebunden werden müssten. 

Dieses Kreuzungsbauwerk, eine Brücke in der Nähe der S-Bahnstation Diebsteich, müsse zurückgebaut werden, um auch dort Raum für eine neue Gleisführung zu schaffen. Bei einer Schadstoffprüfung wurde den Angaben zufolge festgestellt, dass das Bauwerk mit Asbest und Blei belastet ist. Ein Abriss werde damit deutlich aufwendiger und unterliege strengen rechtlichen Vorgaben, was eine Anpassung des Zeitplans erforderlich gemacht habe.

Verkehr soll über bestehenden Bahnhof weiterlaufen

Frank Limprecht, Leiter Infrastrukturprojekte Nord, bedauerte die Verzögerung. Man wisse um die Bedeutung für den wichtigsten Schienenverkehrsknoten im Norden. "Trotz der aktuellen Situation mit baulichen Herausforderungen und übergreifenden Kapazitätsengpässen bleibt unser klares Ziel, das Projekt in verlässlichen Schritten für eine Inbetriebnahme im Jahr 2029 weiter voranzubringen", sagte er. 

"Die Bahn muss jetzt am Fernbahnhof Diebsteich auch tatsächlich mal Gas geben, dass sie fertig werden", sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). Für den laufenden Fernverkehr rechne er jetzt nicht mit weiteren Einschränkungen neben jenen, die es ohnehin schon gebe. Am Bahnhof Diebsteich laufen bereits seit Juli 2021 Bauarbeiten.

Die CDU in der Hamburger Bürgerschaft reagierte mit Verärgerung und Sorge. "Dass ein so bedeutendes Infrastrukturprojekt mitten in unserer Stadt erneut ins Stocken gerät, ist nicht nur ärgerlich, sondern ein echtes Problem für die Mobilität und Stadtentwicklung Hamburgs", sagte die CDU-Politikerin Anke Frieling. Die Deutsche Bahn und der rot-grüne Senat müssten umgehend vollständige Transparenz über den Projektstand, zu erwartende Mehrkosten und die konkreten Auswirkungen auf Zeitplan und Folgeprojekte herstellen.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Linke will Pläne ganz stoppen

Die Linke forderte, die Pläne für Diebsteich ganz zu stoppen. "Die Verlegung des funktionierenden Fern- und Regionalbahnhofs in Altona zum Diebsteich war von Anfang eine schlechte Idee. Diese Fehlplanung muss jetzt gestoppt werden", sagte die verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann. 

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD Nord) bedauerte die verschobene Eröffnung ebenfalls. Diese Entwicklung sei ein weiterer Eintrag in die Liste der großen Infrastrukturprojekte in Deutschland, die nicht planmäßig fertiggestellt werden. Zudem sei die verzögerte bessere Anbindung Altonas nach Schleswig-Holstein ein Rückschritt für die Verkehrswende. 

Der VCD sieht jedoch die Möglichkeit, bereits zum ursprünglichen Inbetriebnahme-Termin 2027 Verbesserungen im ÖPNV zu erreichen. Dies erscheine beispielsweise mit einem Buskonzept rund um den künftigen Bahnhof möglich. Eine erste Realisierungsstufe eines Buskonzepts für den neuen Bahnhof Altona könnte Ende 2027 eingeführt werden. So könnten einige Verbesserungen für den Hamburger Westen bereits zum Zeitpunkt der ursprünglichen Eröffnung wirksam werden, sagte Vorstand Alexander Montana.

Der neue Durchgangsbahnhof am Diebsteich soll den alten Kopfbahnhof Altona ersetzen. Die Autoreisezuganlage in Altona wird ebenfalls verlegt, und zwar an die S-Bahnstation Elbgaustraße im Stadtteil Eidelstedt. Der unterirdische S-Bahnhof Altona soll am alten Standort bleiben. Die Bauarbeiten am Diebsteich hatten im Juli 2021 begonnen. 

Wohnungen sollen entstehen

Bis zur Verlegung läuft der Verkehr für Fahrgäste demnach wie gewohnt über den bestehenden Bahnhof Altona weiter. Dafür werde die dortige Infrastruktur kontinuierlich saniert, hieß es. 

Der Bahnhof Hamburg-Altona ist nach dem Hauptbahnhof der zweitgrößte Fernverkehrsbahnhof in der Stadt. Fernzüge fahren ebenfalls ab Hamburg-Dammtor oder Hamburg-Harburg. Auf dem Areal des bisherigen Bahnhofs werden zehntausende Quadratmeter frei. Geplant wird dort mit 1.900 neuen Wohnungen sowie einem Park.

dpa