Debatte im Landtag CDU will neues Wolfsmanagement – Minister offen für Abschuss

Mehr als 600 Wölfe leben nach Angaben der CDU mittlerweile in Niedersachsen. (Symbolbild) Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Mehr als 600 Wölfe leben nach Angaben der CDU mittlerweile in Niedersachsen. (Symbolbild) Foto
© Julian Stratenschulte/dpa
Eine Reihe von Wolfsrissen versetzt viele Menschen bei Cuxhaven in Sorge. Umweltminister Meyer will zügig handeln. Die CDU dringt auf ein "aktives Wolfsmanagement".

Mehrere Wolfsrisse im Landkreis Cuxhaven setzen die niedersächsische Landespolitik unter Druck: Umweltminister Christian Meyer stellt nun einen Abschuss in der Region in Aussicht. "Wenn es dort zu einem weiteren Riss käme und die Voraussetzungen dafür da sind, dann werde ich nicht zögern zu handeln", sagte der Grünen-Politiker im Landtag.

Der Landkreis und die Stadt Cuxhaven hätten ihn gebeten, einen Schnellabschuss zu prüfen. "Und ich habe jetzt entschieden: Ja, wir werden es machen", sagte Meyer. Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz werde handeln, wenn das rechtlich möglich sei. Mit Blick auf mögliche Klagen gegen einen Abschuss sagte der Minister: "Wenn wir vor Gericht scheitern, dann scheitern wir. Aber wir sehen die Voraussetzung."

Auch Abschuss ganzer Rudel möglich

Meyer setzt auf ein regional differenziertes Bestandsmanagement, das heißt: Eingriffe nur dort, wo sich Risse häufen. Unauffällige Territorien sollen dagegen unberührt bleiben. In sogenannten Interventionsgebieten könnten – wenn die Voraussetzungen erfüllt seien – auch ganze Rudel entnommen werden. Doch der Großteil der Rudel, zwischen 80 und 90 Prozent, reiße keine Nutztiere und sei "völlig unauffällig", sagte der Minister.

CDU drängt auf strengeres Regelwerk

Hintergrund der Aussagen war eine Debatte über einen CDU-Antrag für ein "aktives Wolfsmanagement". Die Oppositionsfraktion verlangt regionale Obergrenzen, mehrmonatige Jagdzeiten und Abschusspläne sowie rechtssichere Regelungen im Bundesnaturschutz- und Jagdgesetz. Außerdem müsse die Förderung des Herdenschutzes unbürokratischer werden.

Der CDU zufolge gibt es inzwischen mehr als 600 Wölfe in Niedersachsen. Die Folgen seien dramatisch: gerissene Weidetiere, verunsicherte Tierhalter und zunehmende Konflikte im ländlichen Raum, sagte der CDU-Abgeordnete Marco Mohrmann. "Die Landesregierung darf das nicht länger ignorieren und muss endlich handeln, statt weiter auf Zeit zu spielen."

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Kritik übte Mohrmann insbesondere an Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne), die sich nach seiner Darstellung bei der jüngsten Agrarministerkonferenz geweigert habe, den deutschlandweit günstigen Erhaltungszustand des Wolfs anzuerkennen. "Dieses Signal aus dem Flächenland Niedersachsen gegen dringend die nötige Regulierung der Bestände ist nicht nachvollziehbar."

Nun gehe es nicht um Symbolpolitik oder Parteitaktik, sondern um Verantwortung für Mensch, Tier und Natur. "Dazu gehört neben einer schnellen Problemwolfentnahme auch eine grundsätzliche Regulation", sagte Mohrmann.

SPD: Eingriffe ja, Obergrenzen nein

Die SPD lehnt pauschale Obergrenzen ab und wirbt für präzise Eingriffe in Problemgebieten. "Wir wollen Wölfe vor allem dort entnehmen, wo sie Probleme bereiten, nicht irgendwo in Niedersachsen", sagte der Abgeordnete Christoph Willeke. Von den Forderungen der CDU hält er wenig: "Eine Einführung einer Obergrenze ist absurd. Sollen Wölfe mitten in unbewohnten Gebieten ohne Weidetierhaltung entnommen werden, weil da noch Quote übrig ist?"

Unterstützung für CDU-Forderung von rechts

Unterstützung für die Forderung nach einer Obergrenze erhielt die CDU von der AfD. Der Abgeordnete Alfred Dannenberg nannte das bisherige Schnellabschussverfahren einen "kompletten Rohrkrepierer". Alle Forderungen der CDU seien richtig und wichtig – ein aktives Wolfsmanagement sei überfällig, sagte Dannenberg. Doch die Umsetzung drohe an der SPD als Koalitionspartner im Bund und an der rot-grünen Landesregierung zu scheitern.

dpa