Innovation für Landwirtschaft Wenn Weihnachtbäume unter Aufsicht von Drohnen wachsen

Diese Weihnachtsbäume sind noch nicht groß genug, um vermarktet zu werden. Foto: Christian Charisius/dpa
Diese Weihnachtsbäume sind noch nicht groß genug, um vermarktet zu werden. Foto
© Christian Charisius/dpa
Wie Hightech und Forschung die Agrarwirtschaft verändern: Fünf Projekte erhalten Förderung, um Landwirtschaft digitaler und umweltfreundlicher zu machen.

Wenn Dierk Dieckmann durch seine Weihnachtsbaumfelder geht, schaut er jedes Bäumchen ganz genau an. Künftig könnte eine Drohne die Arbeit erleichtern. Unterstützt von künstlicher Intelligenz wüsste der Unternehmer sofort, wo kranke Bäume stehen, wo ein Vogel eine Spitze abgebrochen hat, wo Nährstoffe fehlen - kurz, wo er oder einer seiner Mitarbeiter eingreifen muss.

"X-Mas-Drones" ist eines von fünf Projekten für Innovationen in der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, die die Europäische Union fördert. "Wir wollen eine traditionelle Sonderkultur ressourcenschonender, zukunftsfähiger, aber auch digitaler gestalten", sagte Landwirtschaftsministerin Cornelia Schmachtenberg (CDU) zum Drohnenprojekt und übergab den einzelnen Projektgruppen aus Wissenschaftlern, Unternehmen und Landwirten in Hohenlockstedt (Kreis Steinburg) Förderbescheide in Höhe von zusammen knapp 2,5 Millionen Euro. Das Geld stammt aus dem Topf der EU für "Europäische Innovationspartnerschaft" (EIP).

Drohne kann Mähroboter steuern

Stephan Hußmann von der Fachhochschule Westküste nannte den hohen Arbeitskräftebedarf in den Weihnachtsbaumbetrieben als eine Herausforderung. Weitere seien der Verzicht auf Chemie, der Klima- und Umweltschutz sowie die Qualitätssicherung bei den Bäumen. Eine Drohne könne zum Beispiel einen Mähroboter dabei unterstützen, zentimetergenau an die Bäume heranzufahren, um den Boden von unerwünschtem Bewuchs freizuhalten. Außerdem gehe es um Farbmessungen der Bäume. "Da können wir Rückschlüsse ziehen auf den Gesundheitszustand der Bäume", sagte Hußmann.

Eine weitere Idee ist nach Angaben des Professors, in den Plantagen Gras oder Klee als Untersaat einzubringen. Das hätte mehrere Vorteile. Wasser würde nicht so schnell verdunsten und länger gespeichert. Der Boden könnte mehr Kohlendioxid und Stickstoff binden. "Wir wollen vermeiden, Herbizide einzusetzen", sagte Hußmann. Auch dieses Ziel könne mit einer Untersaat erreicht werden.

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Zukunftsprojekt Agroforst

In einem anderen Projekt namens "AHOI.SH" geht es um die Wertschöpfungskette bei Agroforst. Dabei werden Reihen von schnell wachsenden Bäumen wie Pappeln und Feldwirtschaft kombiniert. Die Vorteile für Klima, Boden und Tiere sind bekannt, doch noch mangelt es an Vermarktungsmöglichkeiten für das Holz.

Viele Landwirte in Schleswig-Holstein reagieren auf die wachsende Nachfrage nach Hafer und bauen das Getreide wieder öfter an. Das Projekt "Haferwiesen"von fünf landwirtschaftlichen Betrieben und der Universität Kiel hat das Ziel, die Wasserspeicherfähigkeit der Böden zu verbessern, die Humusbildung zu fördern und eine größere Artenvielfalt (Biodiversität) zuzulassen. Das soll mit abwechslungsreichen Untersaaten erreicht werden.

Um Verbesserungen der Grünlandbewirtschaftung kümmert sich das Projekt "Wiese - Klimafit in die Zukunft". Dabei geht es um die Milchproduktion auf Weiden in Hinblick auf die sich verändernden Klimabedingungen. In Projekt "Mikrologistik Nord" kümmern sich Erzeuger und Unternehmer um lokale Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten. Dabei geht es auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und wie digitale Logistiksysteme vernetzt werden können.

Lösungen von unten entwickeln

"Die heute vorgestellten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie eng Forschung, Beratung und Praxis in unserem Land zusammenarbeiten", sagte Schmachtenberg. Sie betone das "Bottom-Up-Prinzip", bei dem sich Leute zusammenfinden, um Probleme von der Basis her anzugehen und nach Lösungen zu suchen. "Wir wollen unseren traditionellen Berufszweig stärken, aber mit neuen innovativen Lösungen", sei das Motto der Beteiligten. 

Bisher wurden bereits 58 Projekte gefördert

EIB-Projekte gibt es nach Angaben der Ministerin seit zehn Jahren. Dies sei die sechste Runde. Bisher wurden in Schleswig-Holstein 58 Projekte mit zusammen mehr als 23 Millionen Euro gefördert.

Die Landwirtschaft stehe vor wahnsinnigen Herausforderungen, sagte Schmachtenberg. Es gebe einerseits den Klimawandel und gesellschaftliche Ansprüche und auf der anderen Seite einen Wettbewerb, dem die Landwirtschaft standhalten müsse.

dpa