Die geplante Übernahme der Marinesparte der Werftengruppe Lürssen durch den Rüstungskonzern Rheinmetall hat in der Hamburgischen Bürgerschaft unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Während die CDU auf die wachsende Bedeutung des Hamburger Hafens als Standort verteidigungswichtiger Industrie hinwies und einen wirksamen Schutz forderte, sprach sich die Linke gegen die Übernahme aus und warnte vor einer Militarisierung des Hafens.
Eine der Lürssen-Militärwerften ist auch das Hamburger Traditionshaus Blohm+Voss.
CDU fordert Schutz für verteidigungswichtige Infrastruktur
"Der nun beschlossene Kauf von Blohm+Voss durch Rheinmetall zeigt, dass Hamburg als Standort für Marineschiffbau und Verteidigungsindustrie von nationaler Bedeutung ist", sagte die hafenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Antonia Goldner. Aus der Übernahme ergäben sich Chancen für Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
Verteidigungswichtige Infrastruktur müsse aber auch geschützt werden. Erst in der vergangenen Woche hätten die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen jedoch einen entsprechenden CDU-Antrag in der Bürgerschaft abgelehnt. "Der Senat muss sich entscheiden: Ein Schlingerkurs im Hafen wird bei dem existenziellen Thema Verteidigungsfähigkeit nicht funktionieren", sagte Goldner.
Linke gegen Übernahme – hofft auf Kartellbehörde
Der Hafenexperte der Linksfraktion, Kay Jäger, sieht in den Übernahmeplänen hingegen "eine ganz schlechte Nachricht" für Hamburg. "Mit der Übernahme droht eine Militarisierung des Hafens, die nicht im langfristigen Interesse der Beschäftigten liegen kann", sagte er.
Sein Fraktionskollege David Stoop verwies auf die hohen Gewinne, die Rüstungskonzerne angesichts der Weltlage derzeit erzielten und von denen zivile Unternehmen nur träumen könnten. "Doch anstatt die Übergewinne zu besteuern, lässt der Staat es zu, dass wenige Konzerne immer mächtiger werden und – wie jetzt Rheinmetall im Hamburger Hafen – auf Shoppingtour gehen können."

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Rheinmetall hatte mitgeteilt, sich mit Lürssen auf die wesentlichen Bedingungen der Übernahme geeinigt zu haben. Die Transaktion solle kurzfristig formal abgeschlossen werden, hieß es. Sollten die Kartellbehörden zustimmen, könnte die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) Anfang 2026 vollzogen werden.