Ein Streifenwagen fährt in der Silvesternacht 2024 in Frankfurt zu einem Einsatz, als von einer Brücke aus ein schwerer Elektroroller auf ihn geworfen wird. War dies ein versuchter heimtückischer Mord an den Polizisten in dem Wagen, wie es die Staatsanwaltschaft nun den beiden jungen Männern auf der Anklagebank vorwirft? Diese Frage will die Große Jugendstrafkammer im Frankfurter Landgericht in einem langen Prozess beantworten, bis in den Februar sind Verhandlungen geplant. Der 17- und der 19-Jährige sagten beim Auftakt nichts zu den Vorwürfen. Die Beamten hatten bei der Attacke leichte Verletzungen erlitten.
Der Staatsanwaltschaft zufolge hatten sich die beiden Angeklagten am Silvesterabend mit weiteren Männern in Frankfurt getroffen. Der 19-Jährige soll sich zunächst dazu entschlossen haben, Molotowcocktails herzustellen. Einer Anwohnerin fiel die etwa 10- bis 15-köpfige Gruppe in dem Skaterpark auf. Sie befürchtete, diese könne Mülltonnen anzünden und rief die Polizei. Als die Streife eintraf, flüchtete die Gruppe. Die Beamten fanden vor Ort elf gebrauchsfertige Molotowcocktails, bestehend aus benzingefüllten und mit Lappen versehenen Flaschen. Eine Fahndung nach den Tätern wurde eingeleitet.
Flucht auf Fußgängerbrücke
Die Gruppe soll auf eine Fußgängerbrücke in der Nordweststadt geflüchtet sein. Dort sollen sich die beiden Angeklagten dazu entschlossen haben, schwere Gegenstände auf Polizeiwagen zu werfen. Dabei nahm der heute 19-Jährige der Anklage zufolge eine Führungsrolle ein.
Dem jetzt 17-Jährigen wird vorgeworfen, den rund 30 Kilogramm schweren Roller gezielt auf den Wagen geworfen zu haben. Zudem sollen aus der Gruppe heraus weitere Gegenstände wie ein Fahrrad und Knallkörper geworfen worden sein.
Aufwendige Fahndung
Bei der aufwendigen Fahndung wurden etwa Videoaufnahmen ausgewertet, Fahndungsplakate aufgehängt, Zeugen vernommen und Wohnungen durchsucht, wie eine Polizistin im Gericht schilderte. Schließlich stießen die Ermittler auf die Spur der beiden Angeklagten sowie weiterer mutmaßlicher Mittäter.
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Beide Männer wurden mehrere Wochen nach der Tat festgenommen, seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Ihnen werden außer versuchten Mordes unter anderem auch besonders schwerer Landfriedensbruch und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen.