Klima Hessens Wälder sind weiterhin in einem schlechten Zustand.

Hessen hat eine Waldfläche von rund 898.000 Hektar. Foto: Arne Dedert/dpa
Hessen hat eine Waldfläche von rund 898.000 Hektar. Foto
© Arne Dedert/dpa
Die Lage in den hessischen Wäldern ist weiter ernst. Dürrejahre oder Schädlinge haben den Bäumen zugesetzt. Wie kann dem Wald geholfen werden?

Dürrejahre, Stürme, Schädlingsbefall: Der Wald in Hessen ist weiterhin in einem schlechten Zustand. "In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Vitalitätszustand leider nur minimal verbessern können", sagte Hessens Forstminister Ingmar Jung (CDU). Die Schäden, die in den Jahren 2018 bis 2022 durch viel Sturm und viel Trockenheit angerichtet worden seien, seien noch massiv spürbar. Trotz leichter Erholung sei der Wald nach wie vor in einem Zustand, in dem man sehr aktiv eingreifen und ihn klimastabil aufbauen müsse.

Für den Waldzustandsbericht schauen Experten unter anderem auf den Verlust von Blättern und Nadeln in der Baumkrone - diese sogenannte Kronenverlichtung ist ein Indikator für den Gesundheitszustand. Gesunde Bäume haben eine geringe Kronenverlichtung. 

Wie schlecht geht es dem Wald?

Laut der aktuellen Daten haben 2025 rund 27 Prozent der Bäume über alle Arten und Altersstufen hinweg eine "mittlere Kronenverlichtung" aufgewiesen (2024: 28 Prozent). Auch aufgrund gut gefüllter Wasserspeicher zu Vegetationsbeginn sei die Kronenverlichtung geringfügig um einen Prozentpunkt zurückgegangen, hieß es. "Sie verbleibt aber weiterhin auf einem hohen Schadniveau." Besondere Sorgen im hessenweiten Vergleich bereitet übrigens das Rhein-Main-Gebiet, wo der Grad der Kronenverlichtung über dem Landesdurchschnitt liegt. 

Eine der Expertinnen ist Ulrike Talkner von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen, die in vier Bundesländern die Lage der Wälder wissenschaftlich untersucht. "Wir sehen das bei fast allen Baumarten im hessischen Wald, dass sich der Grundzustand verschlechtert hat, dass die Absterbe-Rate zugenommen hat", sagt die Biologin. "Und in diesem Jahr ist der Waldzustand zwar nicht massiv schlechter geworden, aber wir sehen auch keine deutliche Erholung. Das heißt, die Lage ist weiterhin angespannt und dem hessischen Wald geht es weiterhin schlecht."

Aber was kann getan werden, um die Situation zu verbessern?

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"Zum einen kann man natürlich über die Etablierung von Mischwäldern, von vielfältigen Mischwäldern, forstlich vorbeugen". Aber dem seien Grenzen gesetzt, vor allem, wenn der Klimawandel zu schnell voranschreite. Deshalb - so betont die Talkner: "Das Wichtigste, was wir tun können, ist, die CO2-Emissionen zu senken, den Klimawandel einzudämmen und global dafür zu sorgen, dass diese weitere Erwärmung gestoppt wird."

Hessen hat nach Zahlen des Forstministeriums eine Waldfläche von rund 898.000 Hektar. Größter Waldbesitzer ist das Land. Ihm gehören 38 Prozent der Waldfläche. 

Etwa 10 Prozent des Waldes ist Schadfläche

Nach Angaben von Hessen Forst liegt der Anteil der Schadfläche bei rund 10 Prozent. Das seien etwa 90.000 Hektar, die seit 2018, ja, quasi von der "Bildfläche" verschwunden seien. Natürlich werde versucht dies auszugleichen, sagt Stefan Nowack von Hessen Forst. 

Ziel der Landesregierung ist es, geschädigte oder potenziell gefährdete Waldbestände umzubauen. Wo der Wald zerstört ist, soll neuer Wald entstehen. Dabei wird vor allem auf vielfältigen Mischwälder gesetzt, die als klimastabiler gelten und erhöhten Risiken standhalten können. 

Seit 2018 mehr als 25 Millionen Bäume im Staatswald gepflanzt

Laut Ministeriumsangaben wurden im hessischen Staatswald seit 2018 mehr als 25 Millionen Bäume gepflanzt worden, um abgestorbene und geschädigte Flächen aufzuforsten. Dabei wurde insbesondere auf Douglasien, Eichen, Edellaubbäume und Tannen gesetzt. 

"Waldumbau ist ein wichtiges Thema", sagt auch Nowack. Denn in 50, 60 oder in 100 Jahren könnten "viele unserer Hauptbaumarten, die Sie ja hier noch sehen, Schwierigkeiten haben". Sie es durch direkte Klimafolgen oder durch Insekten oder Pilze.

Buche besonders bedroht

Die Buche ist der dominierende Baum in Hessens Wäldern mit einem Anteil von über 30 Prozent. Nach Erfahrung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) ist sie besonders bedroht. Die Buche habe sich von den Dürrejahren fast gar nicht erholt und sei sehr empfindlich für Erkrankungen, heißt es beim Landesverband Hessen. 

Langfristig - also über einen Zeitraum von etwa 50 Jahren - sei mit "einem völligen Verschwinden der Buche wie auch der bereits stark beeinträchtigten Fichte zu rechnen." Ziel müsse sein, den Wald konsequent und schnell klimastabil und baumartenreich aufzubauen - unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse auch mit neuen klimaresilienten Baumarten. 

Der BUND Hessen betonte, dass heimische Baumarten weiterhin die führenden Baumarten bleiben sollten, insbesondere bei der Buche gebe es eine genetische Vielfalt und Anpassungsprozesse. "Alle Bestände mit noch geschlossenem Kronendach müssen erhalten bleiben, da diese den Fortbestand eines feucht-kühleren Waldinnenklimas gewährleisten."

dpa