Die christlichen Kirchen in Hessen haben das Weihnachtsfest als Beginn einer neuen Zeit gedeutet. Die Geburt Jesu habe alles zum Guten gewendet und die Geschicke der Menschheit in neue Bahnen gelenkt, sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing in seiner Weihnachtspredigt. Weihnachten stehe für einen radikalen Gegenentwurf zu Macht, Gewalt und Gleichgültigkeit.
"Jesus ist der neue Mensch, mit dem sich jeder Mensch verbinden kann, um sich auf das Abenteuer der Menschenfreundlichkeit einzulassen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz beim Weihnachtshochamt im Hohen Dom zu Limburg. Abschottung, egoistischer Nationalismus und ein Denken nach dem Motto "Wir zuerst" widerspreche der christlichen Botschaft.
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber warnte in seiner Predigt zum ersten Weihnachtsfeiertag vor der Gefahr großer Ideen und Weltdeutungen, wenn sie den Blick für den konkreten Menschen verlieren: "Die großen Ideologien des 20. Jahrhunderts haben uns gezeigt, dass das Streben nach einer vermeintlich großen Idee furchtbare Folgen haben kann für jene Menschen, die dieser Idee im Weg zu stehen scheinen."
In der Christmette erinnerte Gerber daran, dass der Mensch geliebt und gewollt sei - "nicht wegen seiner Leistung, sondern weil er Mensch ist". Dies zeige sich in der Krippenszene der Weihnachtsgeschichte, wenn die Hirten offene Ohren und ein offenes Herz fänden. Es sei mehr als eine rührende Szene, erklärte Gerber. "Es ist der Kern dessen, was Weihnachten für Menschen bedeuten kann."
Beginn einer Haltung "radikaler Liebe"
Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, ermutigte in ihrer Predigt zu Heiligabend die Menschen dazu, sich von der Weihnachtsbotschaft verändern zu lassen. Mit Jesu Geburt beginne etwas Neues, ein anderes Miteinander, eine Haltung "radikaler Liebe". Es gehe um "eine Sehnsucht nach Frieden, die nicht kleinzukriegen ist, trotz aller Kriege, trotz allen Unrechts in dieser Welt", so Hofmann.
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, erinnert die Menschen zur Weihnachtszeit an die "Kraft der Hoffnung". "Unsere Zeit ist für viele Menschen dunkel und schwierig. Jetzt brauchen wir die Weihnachtsbotschaft ganz besonders: Gott kommt in unsere Welt", teilte sie zu Heiligabend mit. "Gott ist da, auch in dunklen Zeiten. Wir sind mit unserer Welt nicht allein."