Junge Lehrkräfte in Hessen fühlen sich laut einer Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) oft überfordert. 90 Prozent der Befragten gaben an, körperlich und emotional erschöpft zu sein. An der Erhebung beteiligten sich rund ein Drittel der Lehrkräfte im hessischen Vorbereitungsdienst. Früher hieß diese Zeit Referendariat. Sie dauert in Hessen 21 Monate.
Die mehr als 1.000 angehenden Lehrer, die auf die Fragen geantwortet haben, berichten von enormer Belastung. Fast die Hälfte arbeitet wöchentlich bis zu 50 Stunden, knapp ein Drittel bis zu 60. Der Aussage "Ich bin durch den Vorbereitungsdienst überfordert" stimmte knapp die Hälfte teilweise und ein Viertel voll zu.
Die Hälfte zweifelt am Berufswunsch
Jeder Fünfte denkt darüber nach, die Ausbildung abzubrechen. Jeder Zweite hat Zweifel an der Entscheidung für den Lehrberuf. "Die extreme Belastung kommt vor allem durch die zu haltenden Vertretungsstunden und praktischen Anforderungen des Vorbereitungsdienstes", sagte Marisa Freibott, Sprecherin der Jungen GEW.
Laut GEW plant die Landesregierung, den Vorbereitungsdienst auf 18 Monate zu verkürzen. Die Ausbildungsstunden sollen gleich bleiben. Ausbilderinnen und Ausbilder sollen mehr Nachwuchslehrkräfte betreuen. Das wäre "fatal", sagte Thilo Hartmann, Vorsitzender der GEW Hessen: Es würde den Stress für Ausbilder und Nachwuchslehrkräfte weiter erhöhen.
"Eine fundierte Ausbildung braucht Zeit", sagte Susanne Nissen, die als Mentorin für angehende Lehrkräfte arbeitet. Bereits die letzte Novellierung des Lehrkräftebildungsgesetzes habe die Vorbereitungszeit verdichtet: "Es gibt schlichtweg keinen weiteren Spielraum für zusätzliche Verschärfungen."
Abbrecherquote 50 Prozent
 
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Laut GEW studieren in Hessen rund 20.000 Menschen ein Lehramt. Knapp 3.600 befinden sich aktuell im Vorbereitungsdienst, dem früheren Referendariat. Im Laufe der Ausbildung entscheidet sich etwa jede zweite angehende Lehrkraft, die Berufslaufbahn nicht fortzusetzen, wie GEW-Vorsitzender Hartmann erklärt.
Wenn das Land den Lehrkräftemangel beseitigen wolle, sei die Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer "die Stellschraube". Die Umfrage zeigte auch, dass sich drei Viertel der angehenden Lehrkräfte von den Ausbilderinnen und Ausbildern gut unterstützt fühlen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
