Forscherinnen gehen derzeit in Neubrandenburg auf Spurensuche und untersuchen die architektonischen und künstlerischen Schätze der Ostmoderne aus der Zeit der DDR. Die Kunsthistorikerinnen Sabine Kahle und Friederike Thomas erfassen und werten im Rahmen eines Forschungsprojektes Kunst im öffentlichen Raum, Architektur und städtebauliche Zeugnisse aus der Zeit zwischen 1945 und 1990 aus, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung der Vier-Tore-Stadt und des Kulturministeriums hieß.
Bereits 2022 sei bei der Neubrandenburger Tagung "Drinnen & Draußen" Kunst im öffentlichen Raum aus der DDR-Zeit untersucht worden. Diesmal stehen Kunst, Architektur und Städtebau im Fokus des Projektes, das im Auftrag des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt werde, wie es hieß.
Kulturministerin: Neubrandenburg stark von DDR-Architektur geprägt
Kulturministerin Bettina Martin (SPD) betonte die Bedeutung der DDR-Architektur für die Denkmalpflege und Erinnerungskultur des Landes. Neubrandenburg sei wie kaum eine andere Stadt im Norden von der Architektur der DDR-Zeit geprägt, sagte sie. "Sie zeigt die ganze Spannbreite städtebaulicher Entwicklungen jener Epoche - vom Wohnkomplex bis zur Kunst am Bau." Diese Zeugnisse sichtbar zu machen und zu bewahren, sei wichtig.
Der Oberbürgermeister Neubrandenburgs, Nico Klose, hob hervor, wie sehr das Projekt auch zum Selbstverständnis der Stadt beitrage. Viele Gebäude, Kunstwerke und Platzgestaltungen prägten das Stadtbild von Neubrandenburg. "Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit kennen", sagte Klose. "Deshalb setzen wir uns für die Bewahrung und wissenschaftliche Aufarbeitung der künstlerischen Zeugnisse in Ostdeutschland von 1945 bis heute besonders ein."
Einwohner Neubrandenburgs sind gefragt
Auch die Einwohnerinnen und Einwohner Neubrandenburgs werden aufgerufen, das Projekt aktiv zu unterstützen. Wer Kunst oder architektonische Details aus DDR-Zeiten kennt, die bisher kaum bekannt sind, weil sie sich beispielsweise im Inneren von Gebäuden befinden oder an wenig besuchten Orten versteckt liegen, kann wertvolle Hinweise liefern, wie es hieß. Einsendungen mit Fotos und Adresse des Fundstücks können bis zum 31. Januar per E-Mail an das Landesamt geschickt werden.
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"Unsere Stadt ist voller Geschichten – auch in Stein, Beton und Farbe", sagte Klose. Jede Entdeckung helfe, das Bewusstsein für dieses Kapitel der Stadtgeschichte lebendig zu halten.