Der Prozess findet zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, doch er dürfte trotzdem viel Aufmerksamkeit erhalten: Am Dienstagvormittag beginnt vor dem Landgericht Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern die Verhandlung im Fall eines getöteten Sechsjährigen.
Die Staatsanwaltschaft wirft einem Jugendlichen Totschlag vor, nachdem er den Jungen mit dem Namen Joel in der Nähe eines Bolzplatzes in der kleinen Gemeinde Pragsdorf bei Neubrandenburg attackiert haben soll. Nach dem Jugendgerichtsgesetz droht dem Verdächtigen eine Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren.
Fall von Pragsdorf erlangte bundesweit Aufmerksamkeit
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft liest sich grausam und brutal: Der Angeklagte habe dem Jungen am 14. September des vergangenen Jahres mehrfach ins Gesicht geschlagen und auf ihn mit einem Messer mit einer Klingenlänge von circa 15 Zentimetern siebenmal eingestochen.
Joel sei infolge der Stiche aufgrund des Blutverlusts und einer Kompression des Brustbeins gestorben, was der damals 14-Jährige zumindest billigend in Kauf genommen habe, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Über ein mögliches Motiv ist bislang noch nichts bekannt.
Der Fall des getöteten Joel sorgte bundesweit für Aufsehen, insbesondere aber erschütterte er die kleine Gemeinde Pragsdorf mit ihren wenigen hundert Einwohnern. Es bleibe vor allem die Frage nach dem "Warum", sagte Bürgermeister Ralf Opitz. Er könne sich auch nicht vorstellen, dass diese Frage nun im Prozess beantwortet werde. "Das 'Warum' wird immer bleiben."
Gerechtigkeit werde es nicht mehr geben. "Wenn er jetzt zehn Jahre kriegen sollte, dann ist er nach zehn Jahren draußen, aber das Kind bleibt ja trotzdem tot", äußerte Opitz.
Zu Beginn des Prozesses am Dienstag sind laut Gericht fünf Zeugen geladen. Abzuwarten bleibt, ob sich der seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft sitzende Angeklagte zu den Vorwürfen äußern wird. Nach dem Prozessauftakt sind den Angaben zufolge sechs weitere Termine zur Fortsetzung vorgesehen.