Das Vogelgrippe-Infektionsgeschehen in Mecklenburg-Vorpommern nimmt weiter an Fahrt auf. Nach jüngsten Nachweisen bei wildlebenden Kranichen und in einer Haltung an der Mecklenburgischen Seenplatte sind nun in Vorpommern zwei Betriebe mit insgesamt rund 150.000 Tieren betroffen. Beide Bestände müssten komplett gekeult werden, sagte ein Sprecher des Schweriner Landwirtschaftsministeriums. Ob dies bereits geschehe, beziehungsweise abgeschlossen sei, konnte er nicht sagen.
Laut Ministerium ist eine Legehennenhaltung mit 93.000 Tieren in der Gemeinde Rothemühl im Landkreis Vorpommern-Greifswald an der Grenze zu Brandenburg betroffen und eine Legehennenhaltung mit rund 55.000 Tieren in der Gemeinde Poseritz auf Rügen im Landkreis Vorpommern-Rügen. Beide Betriebe hätten erhöhte Tierverluste gemeldet, woraufhin Proben entnommen worden seien. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) habe das hochpathogene aviäre Influenza-A Virus (HPAIV) des Subtyps H5N1 bestätigt.
Bislang neun Ausbrüche in Haltungen in diesem Jahr
Es handle sich bereits um den fünften Fall bei Geflügel in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Herbst. Insgesamt gab es demnach 2025 bisher neun Ausbrüche bei gehaltenen Tieren in MV. Hinzu kämen in den vergangenen Tagen vermehrt Meldungen über tote Wildvögel, vorwiegend Kraniche, bei denen der Erreger nachgewiesen worden sei.
Die Landkreise haben laut Ministerium die entsprechenden Schutz- und Überwachungszonen eingerichtet, in denen verschärfte Sicherheitsvorkehrungen gelten. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald teilte zudem mit, dass wegen "der dynamischen Situation", Geflügelhalter mit mehr als 5.000 Tieren im gesamten Landkreis ihre Tiere aufstallen, also in geschlossenen Ställen oder unter Abdeckungen unterbringen müssen.
Der Schweriner Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) appellierte an Halter: "Das derzeitige dynamische Geschehen fordert Ihre Umsicht, um einen Eintrag und eine Weiterverbreitung des Virus möglichst zu vermeiden. Auch eine vorzeitige Schlachtung sollte in Betracht gezogen werden." Auffälligkeiten sollten umgehend gemeldet werden.
Bundesinstitut setzt Risikobewertung hoch
Zuletzt hatte das bundesweit zuständige FLI seine Einschätzung des Risikos für Ausbrüche in Geflügelhaltungen von "gering" auf "hoch" gesetzt und das für Wildvögel von "moderat" auf "hoch". Die Zahl von Ausbrüchen in Geflügelhaltungen sei im Oktober sprunghaft gestiegen.

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Das Institut hatte den Erreger zuletzt in Kranichproben aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen nachgewiesen. Das derzeitige Ausbruchsgeschehen hängt nach Aussagen einer FLI-Sprecherin auch mit der aktuellen Wildvogeldichte und den -bewegungen zusammen. Mit einer weiteren, möglicherweise großflächigen Ausbreitung von HPAIV-Infektionen müsse in nächster Zeit gerechnet werden, erklärte das FLI.
Für Menschen hierzulande ungefährlich
Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten rasch tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Für Menschen ist sie Experten zufolge hierzulande weitgehend ungefährlich. Ehemals war das Virus im Zusammenhang mit dem Vogelzug nur während der kalten Jahreszeit hierzulande präsent. Mittlerweile gibt es das ganze Jahr hindurch Nachweise, wenn auch mit saisonalen Schwankungen.
Das FLI empfiehlt als Schutzmaßnahme die schnelle Entfernung von Wildvogel-Kadavern durch Expertenteams, um weitere Infektionen vor allem von Aasfressern wie Krähen, Raben, Seeadlern oder Füchsen, zu vermeiden. Die Bevölkerung sollte Kontakte mit erkrankten oder verendeten Wildvögeln meiden, hieß es weiter. Geflügelhaltern wird dringend empfohlen, Kontakte des Geflügels zu Wildvögeln zu minimieren und so das Risiko einer Einschleppung der Krankheit zu verhindern.