Nach Vorwürfen der sexualisierten Gewalt darf ein ehemaliger Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche keine kirchlichen Dienste mehr ausüben. Zudem werden ihm Ruhestandbezüge gekürzt. Das entschied ein Disziplinargericht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wie das Landeskirchenamt der Evangelisch-reformierten Kirche im ostfriesischen Leer mitteilte. Die Reformierte Kirche ist eine Gliedkirche der EKD.
Eine Frau hatte nach früheren Angaben Fälle von sexualisierter Gewalt bei einer 2023 von der Kirche eingerichteten Fachstelle für die Prävention von sexualisierter Gewalt angezeigt. Dabei sei es um Vorfälle in Seminaren für Mitarbeitende der Kindergottesdienstarbeit in den 1980er und 1990er Jahren gegangen, die von dem Pfarrer geleitet worden waren. Die zuständige Staatsanwaltschaft hatte den Fall nach Angaben der Kirche zwar als "strafrechtlich relevant" eingeschätzt, aber auch als verjährt betrachtet.
Kirchenpräsidentin: Notwendiges Verfahren
Um den Fall aufzuklären, leitete die Evangelisch-reformierte Kirche ein kircheninternes Disziplinarverfahren ein. Ein Fachanwalt sei mit Ermittlungen beauftragt worden. In diesem Verfahren habe der Beschuldigte das Fehlverhalten eingeräumt, teilte das Landeskirchenamt mit. Da sich während des Verfahrens eine weitere Betroffene gemeldet habe, sei der Jurist erneut beauftragt worden. "Mit dem Urteil des EKD-Disziplinargerichts ist das Verfahren nun abgeschlossen." Beide Parteien hätten dem Urteil zugestimmt.
"Für die betroffenen Personen hat sich das Verfahren unzumutbar in die Länge gezogen", sagte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden in einer Mitteilung. "Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie die unerträglichen Vorfälle angezeigt und ein notwendiges Verfahren angestoßen haben. Die Evangelisch-reformierte Kirche steht für Transparenz und Aufklärung in Fällen sexualisierter Gewalt."
Die Evangelisch-reformierte Kirche nahm den Fall zum Anlass und rief erneut Opfer sexualisierter Gewalt auf, sich zu melden. Zuständig sei die Fachstelle zur Prävention von sexualisierter Gewalt sowie die zentrale Anlaufstelle "help" von Kirche und Diakonie, hieß es.