Lokalpolitiker der Nordseeinsel Borkum haben den Inselbrauch des Klaasohm-Festes erneut gegen Kritik von außerhalb verteidigt. Die Organisatoren des Traditionsfestes seien im vergangenen Jahr hart von Medien und in den sozialen Medien angegangen worden, sagten Bürgermeister Jürgen Akkermann (parteilos) und seine Stellvertreterin Melanie Helms (SPD).
"Sie haben sich sehr viel Mühe gegeben, das, was nicht richtig war, aufzuarbeiten und anzusprechen", sagte Akkermann. Zudem hätten die Organisatoren sich entschuldigt. Helms sprach davon, dass es im vergangenen Jahr Gewaltandrohungen gegen Borkumer gegeben habe, bis hin zu Drohungen sexueller Gewalt und Morddrohungen. "Das ist etwas, was mich sehr bestürzt hat." Akkermann betonte, er hoffe für dieses Jahr auf ein schönes Klaasohm-Fest.
Kein Schlagen mit dem Kuhhorn mehr
Ein Bericht des ARD-Magazins "Panorama" hatte 2024 gewalttätige Übergriffe auf Frauen bei einem vergangenen Fest auf der ostfriesischen Insel dokumentiert. Danach gab es bundesweit Empörung über die Gewalt. Als Reaktion hatte der Verein Borkumer Jungens angekündigt, dass es den Brauch, Frauen mit Kuhhörnern auf das Gesäß zu schlagen, nicht mehr geben soll.
Bei dem Fest, das seit Generationen auf der ostfriesischen Insel gefeiert wird, verkleiden sich am Vorabend des Nikolaustags sechs junge Männer mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern als sogenannte Klaasohms. Nach einem rituellen Kampf, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen wird, gehen die Klaasohms auf drei verschiedenen Routen durch den Ort. Auf einem zentralen Platz lassen sie sich zum Abschluss des Festes von einer Litfaßsäule in die jubelnde Menschenmenge fallen.
"Höchster Feiertag" auf Borkum
"Klaasohm ist der höchste Feiertag auf der Insel, sicherlich nicht für alle, aber für die meisten Insulaner auf jeden Fall", sagte Helms. Das Fest findet außerhalb der Touristensaison statt, sodass die Inselbewohner überwiegend unter sich sind. Klaasohm sei Heimat und Zusammenhalt für sie, sagte Helms.
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Bei dem Fest sehe sie Freundinnen, die sie lange nicht gesehen habe, erklärte Helms. "Es bedeutet sehr viel Intimität, sehr viel unter uns sein, was wir an diesem einen Tag sehr genießen." Nach einem gemeinsamen Essen ziehe man los und schaue, wo der Klaasohm abgeholt werde. Zum Teil helfe man auch in anderen Häusern, Brote zu schmieren für den späten Abend, erzählte Helms. "Meistens ist man vor ein Uhr nachts nicht im Bett."
Informationen zum diesjährigen "Klaasohm"