Unternehmen Neuer Sartorius-Chef will Kurs fortsetzen: "starke Position"

Der neue Sartorius-Chef Michael Grosse lobt seinen Vorgänger. Foto: Stefan Rampfel/dpa
Der neue Sartorius-Chef Michael Grosse lobt seinen Vorgänger. Foto
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Sein Vorgänger habe ihm ein bestelltes Feld hinterlassen, sagt Michael Grosse. Viel ändern will er nicht. Warum er sich mit Prognosen zurückhält - und den Personalabbau deines Vorgängers verteidigt.

Der neue Sartorius-Chef Michael Grosse will den Kurs seines Vorgängers fortsetzen. "Ich muss sagen, das, was Joachim Kreuzburg und das Team über die letzten 20 Jahre geleistet haben, ist eine herausragende Basis für das, was uns bevorsteht", sagte Grosse, der seit 1. Juli den Göttinger Labor- und Pharmazulieferer leitet. Sich auf Kunden aus den Bereichen Biopharma und Life Science zu konzentrieren sei "goldrichtig".

"Bei der Strategieentwicklung, an der wir gerade arbeiten, wird es sehr viel "weiter so" geben", so der neue Unternehmenschef weiter. Auch in Zukunft solle sich Sartorius an den Arbeitsprozessen der Kunden orientieren und dort mit Innovationen Probleme lösen. Zudem müsse sich Sartorius immer wieder rasch anpassen. Veränderungen etwa bei Gesetzen und Technologien würden immer schneller. So sei das Thema Künstliche Intelligenz und deren Einfluss auf die Pharmawelt in den kommenden fünf bis zehn Jahren besonders wichtig.

Sartorius rechnet mit weiterem Wachstum

Für das kommende Jahr erwartet Grosse weiteres Wachstum. "Es gibt in unserer Branche im Augenblick keinerlei Gründe, die dagegen sprechen." Nach zwei Jahren mit schrumpfenden Umsätzen, weil Kunden hohe Lagerbestände abbauten, läuft es seit diesem Jahr wieder bei dem Göttinger Unternehmen.

In den ersten neun Monaten 2025 steigerte Sartorius den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wechselkursbereinigt um 7,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb nach Anteilen Dritter ein Überschuss von 125 Millionen Euro, zwei Drittel mehr als vor einem Jahr. Zu verdanken war das einem starken dritten Quartal, in dem der Konzern noch einmal stärker zulegte als im ersten Halbjahr. Im Spätsommer war das Unternehmen noch aus dem Dax abgestiegen.

"Die Nachfrage nach Verbrauchsmaterialien ist stark, die bei Investitionen hat sich stabilisiert und die Produktionskapazitäten laufen hoch", sagte Grosse. "Aber wir haben auch ganz bewusst noch keine Voraussage für das nächste Jahr gemacht." Sorge bereiten ihm etwa Beschränkungen des freien Handels. Weitere Verunsicherung im Markt könne Investitionen hemmen.

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Grosse: Erste gute Signale aus der Politik

Auch langfristig sieht der neue Chef sein Unternehmen bereits gut aufgestellt: "Wir haben eine ausgesprochen starke Position." Das gelte sowohl für bestehende Produkte als auch für neue Technologien, etwa in den Bereichen Zell- und Gentherapie oder dem Zell-Botenmolekül mRNA.

Gleichzeitig gebe es gute Signale von Behörden und aus der Politik, regulatorische Verfahren zu beschleunigen und Bürokratie zu reduzieren. Auch ein stärkeres Bewusstsein für pragmatische Lösungen stelle er fest. So gebe es etwa bei den Medikamentenbehörden in Europa, den USA und China Bemühungen, neue Therapien schneller zuzulassen. Das sei auch eine Lehre aus der Corona-Zeit.

Mit Blick auf den Standort Deutschland sagte Grosse: "Entscheidend ist, dass die Politik die Rahmenbedingungen weiter so anpasst, dass ein wirklich investitionsfreundliches Klima entsteht. Da ist einiges angestoßen, diese Impulse müssen aber weitergehen und in der Industrie ankommen", sagte Grosse. "Wettbewerbsfähigkeit entsteht durch Geschwindigkeit, Effizienz und Mut zu Innovation. Da müssen wir in Deutschland überall eine Schippe drauflegen, wenn wir international mithalten wollen."

Grosse: "Jüngster Stellenabbau trotz derzeitigem Wachstum richtig" 

Trotz der positiven Entwicklung sei der Stellenabbau der vergangenen Jahre richtig gewesen, sagt Grosse. Sartorius hatte weltweit mehr als 1.100 Stellen abgebaut - zuletzt aber wieder neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Gut 350 kamen seit Ende 2024 hinzu; mehre hundert Stellen sind noch ausgeschrieben. Das macht unterm Strich zwischen 2019 und 2025 ein Plus bei den deutschen Angestellten von 37 Prozent und weltweit von 54 Prozent.

Nach einem Nachfrageboom während der Corona-Pandemie hatte Sartorius unter einer Flaute gelitten, weil Kunden hohe Lagerbestände abbauten. "Ende 2023 hatte man in der gesamten Branche den Eindruck, die schwierigste Phase sei überwunden. Dann zog sich die Erholung jedoch noch länger als erwartet", sagte Grosse. "Dennoch: Wenn wir eine Kristallkugel hätten, hätte man vielleicht das ein oder andere anders gemacht."

Neues Personal zu finden, sei unterdessen trotz Arbeits- und Fachkräftemangel kein unlösbares Problem für das Unternehmen. Zwar sei die Lage herausfordernd, jedoch gewinne Sartorius auch viele neue Mitarbeiter durch eigene Ausbildung und entwickle überwiegend eigene Leute in Führungspositionen.

dpa

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