Die Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) mahnt eine Reform bei den Berufsschulen an. Man müsse Fehlentwicklungen korrigieren und das System jetzt zukunftsfest ausrichten, sagte Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder in Dresden. Seit 2021 gilt in Sachsen ein neues Berufsschulnetz. Damit hatte man bewusst auch Berufsschulen im ländlichen Raum erhalten wollen. Das Netz wird derzeit evaluiert.
IHK hält Anzahl der Schulstandorte für zu groß
Nach Ansicht der IHK ist das Netz mit 60 staatlichen Berufsschulen an 100 Standorten zu groß. Sachsen habe damit so viele Standorte wie alle ostdeutschen Flächenländer zusammen. Standortschließungen dürften kein Tabu mehr sein, erklärte Rohleder. Die Planung von Berufsschulen müsse primär einer steigenden Attraktivität der Berufsausbildung dienen und nicht zuvorderst der Strukturpolitik für den ländlichen Raum.
Ausbildung soll dort erfolgen, wo die meisten Betriebe sind
Die IHK plädiert für ein "Standortprinzip": Die Ausbildung soll dort erfolgen, wo die meisten Betriebe ansässig sind. "Wer heute in Sachsen Tourismuskaufmann oder -frau werden möchte, muss die Berufsschule in Rodewisch - einer kleinen 6.000-Einwohnerstadt im östlichen Vogtland - besuchen", brachte Rohleder ein Beispiel. Fachinformatiker wiederum müssen nach Weißwasser, auch wenn ihre Ausbildungsbetriebe in Chemnitz oder in Leipzig ansässig.
Kammern pochen auf gute Erreichbarkeit der Schulen
Laut IHK muss sich Sachsen bei der weiteren Planung auf Standorte fokussieren, die gut mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreichbar sind und vor Ort ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten etwa in Wohnheimen bieten. Es sei klar, dass man mit solchen Forderungen bei ausgewählten Landräten, Bürgermeistern und der sächsischen Staatsregierung "auf wenig Gegenliebe bis Gegenwehr" stoße.
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IHK kündigen Stipendienprogramm für Berufsschullehrer an
Rohleder kündigte ein Stipendienprogramm für Berufsschullehrer an. Demnach sollen Studenten im Lehramt Berufsschule ab dem 5. Semester mit monatlich 500 Euro über eine maximale Laufzeit von 36 Monaten unterstützt werden. Jede der drei sächsischen IHK könne zunächst drei Studenten fördern. Das Geld werde über Mitgliedsbeiträge der IHK-Mitglieder aufgebracht. Aktuell gebe es bei Erstsemestern in diesem Bereich Abbruchquoten von 30 bis 40 Prozent.
Bis 2030 geht die Hälfte der Berufsschullehrer in Rente
Nach den Worten von IHK-Präsident Andreas Sperl wird das Programm den Mangel an Berufsschullehrern nicht beheben können. Man wolle aber ein Zeichen setzen und das Image des Berufsschullehrers aufwerten. Laut IHK-Sprecher Lars Fiehler gehen bis 2030 etwa 50 Prozent der sächsischen Berufsschullehrer in Rente. Der Lehrermangel erfordere eine Neuausrichtung. Weniger Lehrer auf weniger Standorte zu konzentrieren, sei ein einfacher Dreisatz.