Spannbetonbrücke Agra-Brücke muss wegen Stahlschäden neu gebaut werden

Schilder weisen auf Brückenschäden vor der Brücke über den Agra-Park hin. (Archivbild) Foto: Jan Woitas/dpa
Schilder weisen auf Brückenschäden vor der Brücke über den Agra-Park hin. (Archivbild) Foto
© Jan Woitas/dpa
In den vergangenen Tagen wurde die Agra-Brücke südlich von Leipzig genau überprüft. Jetzt ist klar: Das Bauwerk aus den 1970er Jahren muss ersetzt werden. Was das für Pendlerinnen und Pendler heißt.

Die Agra-Brücke südlich von Leipzig muss wegen erheblicher Mängel abgerissen und neu gebaut werden. Die in den vergangenen Tagen durchgeführten Untersuchungen hätten gravierende Schäden im Spannstahl der Brücke gezeigt, wie Sachsens Infrastrukturministerium mitteilte. "Die ursprünglich noch angenommene Lebensdauer von zehn Jahren ist nicht mehr ansatzweise haltbar", sagte Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) laut der Mitteilung. 

Nach Angaben des Ministeriums waren Stahlproben von der Oberseite der Brücke entnommen worden. "In zwei von fünf geöffneten Spanngliedern sind bereits einzelne Drähte gerissen, zudem ist eine Vielzahl weiterer Anrisse festzustellen", sagte der beauftragte Gutachter Thomas Bösche demnach. Die Proben sollen nun im Labor genauer untersucht werden, Ende November sollen die Ergebnisse vorliegen. Zunächst gelten Verkehrseinschränkungen, um das Bauwerk zu entlasten. 

Hennigsdorfer Stahl wie bei Carolabrücke

Schon seit vielen Jahren gibt es Diskussionen um den Zustand der Agra-Brücke. Sie wurde 1976 erbaut und enthält sogenannten Hennigsdorfer Spannstahl – ein Material, das auch bei der eingestürzten Carolabrücke in Dresden verwendet worden war. Die Agra-Brücke ist seither eine von 19 Brücken in Sachsen, die unter besonderer Beobachtung stehen. 

Bereits vor knapp einem Jahr waren laut Ministerium an der Unterseite der Brücke Stahlproben entnommen worden. Diese hätten ergeben, dass das Material vorgeschädigt war. Seit dem 7. November war die Brücke genauer untersucht worden. Jetzt sei klar: Eine Instandsetzung ist nicht mehr möglich.

Kraushaar: Tunnel wäre unverantwortlich

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Kraushaar zufolge ist eine Tunnellösung als Ersatz für die Brücke nicht zu verantworten. Ein solches Vorhaben sei technisch aufwendig und könne bis zu 20 Jahre dauern. "Die einzige Lösung, die schnell realisierbar, rechtlich machbar, finanziert und für die Region zumutbar ist, ist der unverzügliche Ersatzneubau der Brücke", sagte Kraushaar demnach. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr sei beauftragt worden, sofort mit den Planungen dafür zu beginnen.

Brücke soll entlastet werden

Um das Bauwerk zu entlasten und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, dürfen ab Donnerstag (20. November) nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen über die Brücke fahren, so das Ministerium. Schwerere Fahrzeuge werden voraussichtlich über den Leipziger Ring der Autobahnen 38 und 14 umgeleitet. Zudem soll die erlaubte Geschwindigkeit reduziert werden. 

Die 357 Meter lange Agra-Brücke auf der Bundesstraße 2 ist ein Nadelöhr für den Verkehr, der aus südlicher Richtung nach Leipzig einfährt. Dem Ministerium zufolge passieren täglich rund 30.000 Fahrzeuge die Brücke. Schon lange darf sie nur mit Tempo 60 befahren werden.

dpa

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