"Grob und aufdringlich" Sicherheitsmänner schüchtern nacktbadende Frauen am Münchner Isar-Ufer ein

Nacktbadende am Isar-Ufer in München
Bei heißem Wetter fallen am Isar-Ufer alle Hüllen, was seit jeher toleriert wird. Jetzt sorgte ein rüpelhaft auftretender Sicherheitsdienst für Aufsehen.
© Daniel Karmann / DPA
Fünf bullige Security-Männer forderten am vergangenen Wochenende sonnenbadende Frauen auf, sich ihre Oberteile wieder anzuziehen. Beobachter mischten sich ein und verteidigten die Frauen gegen die "aufdringlichen" Männer. Die Stadt pfiff die Sicherheitsleute nun zurück.

Die Temperaturen sind derzeit hoch wie nie, die Sonne strahlt: Niemand, der draußen sein kann, ist derzeit freiwillig drinnen. Und niemand, der draußen ist, trägt gerade mehr Kleidung als unbedingt nötig. Auch in München lassen Sonnenbadende mancherorts gern die Hüllen fallen – was oft ausdrücklich gestattet, meist zumindest geduldet wird. Auch am Ufer der Isar. Deshalb reagierten Besucher äußerst überrascht, als kürzlich eine Gruppe Security-Männer gegen unbekleidete Münchner vorgehen wollte.

Zwischen der Wittelsbacher- und der Reichenbachbrücke sprachen fünf stämmige Männer einige junge Frauen an, die oben ohne auf der Wiese lagen. Die fünf Security-Mitarbeiter trugen die gleichen roten T-Shirts mit Aufschrift und sorgten mit ihrer aufdringlichen, groben Art direkt für die Aufmerksamkeit der Umstehenden. Ein Augenzeuge spricht in der "AZ" von ""rüpelhaften Auftreten" der muskulösen Männer.

Rüpelhaftes Auftreten, verschüchterte Frauen

Offenbar handelte es sich nicht um einen schlichten Hinweis – die Männer sollen die jungen Frauen regelrecht eingeschüchtert haben. Sie forderten sie auf, sich ihre Oberteile wieder anzuziehen. Die anderen Sonnenbadenden am Isar-Ufer bemerkten, wie unangenehm den Betroffenen die Situation war und schritten ein. Ein Augenzeuge berichtet der "AZ": "Eine laute Diskussion entstand. Unfassbar. Den Frauen wurde Angst eingejagt, deshalb haben sich viele auf die Seite der Frauen gestellt." Er kritisiert: "Das gleicht ja einer Sittenpolizei. Ist das rechtens und von der Stadt gewollt, dass fünf Männer an der Isar patrouillieren und Frauen auf die Kleiderordnung ansprechen und bloßstellen?"

Das Münchner Baureferat, dem der Sicherheitsdienst an der Isar untersteht, hat sich dem stern gegenüber inzwischen zu dem Vorfall geäußert. Der Securitydienst werde schon seit mehreren Jahren jeden Sommer eingesetzt, heißt es. "Diese Maßnahme trägt dazu bei, das Verständnis z.B. für die Müllproblematik und das richtige Verhalten an der renaturierten Isar zu steigern sowie rücksichts- und gedankenloses Verhalten zu verringern. Besonderes Augenmerk legt das Aufsichtspersonal dabei darauf, dass Abfall richtig entsorgt wird und dass die Grillregeln eingehalten werden." Von der Überwachung "angemessener Kleidung" ist hier also keine Rede.

In Zukunft hält sich die Security zurück

Das bestätigte auch die Behörde: "Das am Freitagnachmittag eingesetzte Personal handelte zunächst in der irrigen Meinung, es gehöre zu ihren Aufgaben, dies anzusprechen." Zwar ist das FKK-Baden offiziell nur auf der Isarinsel am Flaucher erlaubt, allerdings wird es ansonsten toleriert. "Auch die hinzukommende Polizei sprach keine Verwarnung aus", so das Münchner Baureferat. Man habe sich inzwischen dazu mit den Security-Leuten ausgetauscht. Insbesondere wurde der Wachdienst angewiesen, das textilfreie Baden an der Isar auch außerhalb der FKK-Zonen nicht von sich aus zu verfolgen. Sollte der Wachdienst ausnahmsweise einmal von anderen Besuchern an der Isar darauf hingewiesen werden, dass eine Störung der Öffentlichkeit durch Nacktbadende erfolgt, würde er sich gegebenenfalls direkt an die dafür zuständige Ordnungsbehörde bzw. an die Polizei wenden."

Update: Auf einen Dringlichkeitsantrag der CSU hat sich der Münchener Stadtrat mit dem Vorfall beschäftigt. Die Stadtparlamentarier stellten am Mittwochabend mit einem einstimmigen Beschluss klar, dass sich Frauen an der Isar oben ohne sonnen dürfen. Die städtische Badebekleidungsverordnung soll entsprechend geändert werden. Darin soll künftig zudem eindeutig festgestellt werden, dass außerhalb der FKK-Zonen "die primären Geschlechtsteile" bedeckt sein sollen; das Tragen einer Badehose reicht also aus.

Quelle: "AZ" / Baureferat München / DPA

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