Der Cartoon ist so flach, dass er eigentlich keiner Erwähnung bedürfte - wäre er nicht in einem Kalender für Studenten abgedruckt worden. Weder zeichnerisch noch sprachlich ist der Comic relevant. Doch von etlichen Lesern wird er als rassistisch und beleidigend eingestuft. Erschienen ist das umstrittene Werk des Zeichners Kai-Uwe Makowski im "Sommermoritz", einem Terminkalender von und für Studenten der Universität Greifswald.
"Respekt! Ein Rumäne, der arbeitet!"
Ein Tapir - Hauptfigur in Makowskis Comics - versucht sich im fraglichen Werk als Gentechniker, der eine bessere Welt schaffen will: "Ich erschaffe einen Griechen, der seine Steuern zahlt", so sein Vorhaben. Zuerst habe er mit dem Gedanken gespielt, Krebs zu heilen. "Aber dann dachte ich mir: Warum nicht gleich die schwierigen Probleme anpacken?" Das erklärt der Comic-Tapir seinem Sidekick, einem kindlich gezeichneten Männchen mit zwei Nasen: einer im Gesicht und einer als Frisur. Dann die Ernüchterung im Comic: "Meine Ziele waren zu hoch gesteckt." Stattdessen hat der Tapir etwas anderes erschaffen. Stolz präsentiert er: "Ein Rumäne, der arbeitet!" Seinen Comic hat der Zeichner mit "Respekt" betitelt.
Die Studierendenschaft führt sämtliche Moritz-Medien in Eigenregie als selbstständiges Projekt. Makowskis Tapircartoons erscheinen seit 1998 im Greifswalder Studierendenmagazin. Immer dabei ist ein kritzeliger Tapir, der regelmäßig juristisch und moralisch grenzwertige Äußerungen tätigt.
Satire darf alles, ja. Aber ist das Satire?
Ist das Satire? Wenn ja, ist es nicht für jeden Satirefan als solche zu erkennen. Die Äußerungen des Tapirs - ob sie nun die Meinung des Zeichners oder die angebliche Meinung der "Gesellschaft" wiedergeben - sind mal antisemitisch, mal islamfeindlich, mal ganz allgemein rassistisch und ausländerfeindlich. Von der hohen Kunst der Satire fehlt den Lesern in vielen Fällen jede Spur.
"Wenn die Satire nicht als Satire erkennbar ist, die ironische Brechung fehlt, dann bleiben die miesen Sprüche des Tapirs leider am Ende genau das: Miese Sprüche, die ebenso auf 'nem Stammtisch fallen könnten", lautet das Urteil eines Lesers auf Facebook. Ein anderer schreibt: "Ich muss ehrlich sagen, ich sehe da auch keine Satire, sondern nur einen Stammtischwitz in neuer Verpackung. Aber deswegen muss man ja nicht gleich durchdrehen."
Daher ist es auch nicht das erste Mal, dass Autor Makowski für seine menschenfeindlichen Äußerungen in Comic-Form kritisiert wird. Schon öfter hatten seine Cartoons für Aufregung gesorgt. Etwa, als ein als weißer Hai gezeichneter Gott schimpfte: "Gemecker, Gemecker, Gemecker - Ihr seid ja schlimmer als die Juden".
"Subtilität kommt in dem Cartoon nicht vor"
Dennoch verteidigt Makowski sein Werk als Kunstgattung: "Satire kann sehr unterschiedlich auftreten. Satire kann subtil sein. Subtilität kommt in dem Cartoon 'Respekt' nicht vor. Das ist kein Zufall. Satire darf nämlich auch weh tun. Sie muss es sogar", so der Zeichner gegenüber dem stern. "Gegenstand der Diskussion sollten eigentlich die Missstände sein, welche durch die Satire angeprangert werden. Natürlich kann auch der satirische Beitrag an sich kritisiert werden. Der eine versteht ihn, der andere nicht, dem einen gefällt er, dem anderen eben nicht."
Ein Leser schreibt dazu auf Faceook: "Satire darf viel, vielleicht sogar Alles. Sie sollte nur als solche auch erkennbar sein. Wenn ein Witz/Strip genau so wie er da steht, auch für den rechten Rand funktioniert und nicht gebrochen wird, dann ist möglicherweise etwas schief gelaufen."
Die Moritz-Chefredaktion hat sich inzwischen jedenfalls von dem Cartoon distanziert: "Der Tapir-Comic 'Respekt' aus dem aktuellen 'Sommermoritz' hat im Netz für Unruhe gesorgt, weshalb wir hier zu dem Vorwurf, rassistisches Gedankengut abgedruckt zu haben, Stellung nehmen möchten. Der Tapir ist ein in Greifswald seit vielen Jahren für seine bissige Satire bekannter Comic. Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglichem Inhalt, der andere Menschen in ihrer Herkunft diskriminiert, und entschuldigen uns ausdrücklich bei allen, die sich von dem Comic verletzt fühlen. In Zukunft werden wir satirische Inhalte besonders im Blick behalten und darauf achten, dass sie den schmalen Grad zur Geschmacklosigkeit nicht noch einmal überschreiten, ohne die spitze Zunge zu verlieren. In keiner Art und Weise möchten wir rassistischem Gedankengut Vorschub leisten."