Wohnraummangel Bauamt geht gegen illegale Ferienwohnungen auf Sylt vor – was das für die Insel bedeutet

Sylt: Bauamt geht gegen illegale Ferienwohnungen vor – was das für die Insel bedeutet
Sylt: Bauamt geht gegen illegale Ferienwohnungen vor – was das für die Insel bedeutet
© stern
Sehen Sie im Video: Sylt – Bauamt geht gegen illegale Ferienwohnungen vor.
 
 
 
 
Dort wohnen, wo andere Urlaub machen. Das ist auf Sylt gar nicht mehr so einfach. Nirgendwo in Schleswig-Holstein herrscht größerer Wohnraummangel.
Damit soll nun Schluss sein. Der Landkreis Nordfriesland prüft derzeit die Ferienwohnungen der Insel auf ihre Genehmigungen. Jahrzehntelang haben viele auf der Insel versucht, so viel Wohnraum wie möglich in Ferienwohnungen umzuwandeln. In rund 50 Fällen hat der Kreis die Vermietung als Urlaubsunterkunftbereits untersagt. 
Doch der Arbeitsmarkt scheint bereits in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein: Ende 2023 verzeichnete die Insel etwa 1000 offene Stellen, und 40 Prozent aller Beschäftigten auf Sylt sind Pendler. Kellner, Putzkräfte, Rezeptionisten – sie alle pendeln jeden Tag am Bahnhof von Klanxbüll. 
Dass nun genauer auf die Genehmigungen für Ferienwohnungen geschaut wird, spaltet die Insulaner. Die einen sind voller Sorge, dass die Insel ihren Wohlstand verliert. Die anderen sind voller Hoffnung, dass nun wieder mehr Wohnraum für Einheimische entsteht
Zu diesen Menschen zählt auch Birte Wieda. Die 58-Jährige hat die Bürgerinitiative „Merret reicht’s“ gegründet: 
„Sylt muss auch weiterhin ein guter Ort zum Leben sein. Denn nur so können wir Sylter auch gute Gastgeber sein. Eine Gesellschaft hat viele andere Aspekte zu bewältigen. Und das ist zum Beispiel auch Integration, das Großziehen von Kindern, die Feuerwehr, die Nachbarschaft, all das muss hier auch bewältigt werden. Und da muss Platz sein, auch im Tourismus.“
„Ich wünsche mir, dass Sylt für Sylter wieder bezahlbar wird. Ich möchte wieder Nachbarschaft haben. Ja, es ist traurig, wenn man seine Nachbarn nur vier Wochen im Jahr sieht und sie letztendlich auch den Lebensmittelpunkt hier nicht haben. Die Probleme, die vor Ort anfallen, nicht mit einem teilen. Das ist alles etwas, was fehlt und man löst die Dinge, die Probleme eben am besten zusammen in einer Gemeinschaft. Und wir sind eine immer kleiner werdende Gemeinschaft. Da ist eine große Trauer in mir.“
Doch es sind nicht nur reiche Menschen, die Ferienhäuser- und wohnungen auf Sylt besitzen. Auch Ur-Insulaner, die keine Einkommensmillionäre sind, zählen dazu.
Insgesamt gibt es auf Sylt rund 11 000 Ferienwohnungen, und sollte tatsächlich ein Drittel illegal sein, fielen künftig mindestens 3500 davon weg.
Wie die Insulaner, Touristen, Immobilienmakler und das Bauamt mit dieser neuen Dynamik auf Deutschlands beliebter Ferieninsel umgehen, lesen Sie im aktuellen stern und auf stern Plus.
Auf Sylt ist Wohnraum knapp. Der Landkreis Nordfriesland prüft derzeit die Ferienwohnungen der Insel auf ihre Genehmigungen. Dieses Vorgehen spaltet die Insulaner.