Terri Schiavo Die Eltern geben auf

Nach einer weiteren Ablehnung eines Berufungsantrages haben die Eltern der Komapatientin Terri Schiavo ihren juristischen Kampf aufgegeben. Mit dem Tod Schiavos kann stündlich gerechnet werden.

Das Schicksal von Terri Schiavo ist offenbar besiegelt: Nach einer weiteren Niederlage im Rechtsstreit um die künstliche Ernährung der Koma-Patientin verzichten die Eltern der 41-Jährigen auf eine nochmalige Anrufung des Obersten Gerichts Floridas, wie ihre Anwälte mitteilten. Neun Tage nach der Entfernung der Magensonde von Terri rückt ihr Tod nun immer näher. In der Osternacht versuchten ihre Eltern vergeblich, der katholischen Frau die Kommunion zu geben.

Der Oberste Gerichtshof in Florida hatte am späten Samstagabend den letzten Eilantrag der Eltern, Bob und Mary Schindler, abgelehnt. Sie hätten keine neuen Argumente für eine Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung vorgebracht, begründete das Gericht seine Ablehnung. Nun stehen noch zwei Berufungsklagen aus: Vom Staat Florida sowie von Gouverneur Jeb Bush. Beide werden indes vom 2. Bezirksberufungsgericht behandelt. Vorherige Klagen im Fall Terri hatte das Gericht abgewiesen.

Terri Schiavo liegt seit 15 Jahren im Wachkoma. Ihr Mann Michael Schiavo hat vor Gericht die Absetzung der künstlichen Ernährung erwirkt. Nach seinen Worten hat sich Terri gegen lebenserhaltende Maßnahmen ausgesprochen, als sie noch bei Bewusstsein war.

Thema in Osterpredigten

Angesichts des Streits um die US-Komapatientin Terri Schiavo ist die Sterbehilfe ins Zentrum der Osterpredigten gerückt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, kritisierte indirekt das juristische Gezerre um das Leben Schiavos. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, wies auf die Bedeutung von Patientenverfügungen hin. "Wenn das Sterben an der Zeit ist, dann gilt es, den Tod zuzulassen und seinem Kommen nichts mehr entgegenzusetzen", sagte Huber am Sonntag im Berliner Dom.

Im Predigttext des Mainzer Bischofs Lehmann zum Ostersonntagsgottesdienst im Dom hieß es: "Was für ein schlimmes Schauspiel ist es, wenn wir Richter verschiedener Ebenen dazu zwingen, wie Herren über Leben und Tod Entscheidungen zu treffen." "Gewiss darf auch der technisch verzögerte Tod nicht den Sieg über das menschliche Sterben davontragen", mahnte der Kardinal.

"Offenbar wächst die Versuchung, mit menschlichen Mitteln einzugreifen und den Zeitpunkt des Todes zu bestimmen", sagte Lehmann. Dabei könnten die Erfolge der modernen Medizin auch zu einer schweren Bürde für Ärzte, Pflegende und Angehörige werden: "Aber nun ist es gewiss nicht so, dass dem Schwerkranken nur die sinnlose Quälerei und die Auslieferung an die medizinischen Apparate im Namen aller Lebenserhaltung um jeden Preis übrig bleiben", sagte Lehmann. "Das Mitleid, das nicht bereit ist, den Weg mit dem Sterbenden zu gehen, kann sich auch als wenig human erweisen."

Huber betonte: "Wenn Menschen im Vorhinein beschreiben, wann für sie diese Zeit gekommen sein wird, dann ist dies zu respektieren." Eine Patientenverfügung könne deshalb eine Form sein, in der ein Mensch für sich selbst über diese Frage Rechenschaft ablege, sagte der EKD-Vorsitzende. "Wie gut wäre es gewesen, wenn Terri Schiavo, deren Name jetzt plötzlich in aller Munde ist, sich mit solcher Klarheit hätte äußern können."

Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter betonte die Pflicht zur Erhaltung menschlichen Lebens. Wenn die Botschaft von der Auferstehung Christi für alle Lebensbereiche gelte, wäre die künstliche Ernährung der US-Komapatientin kein Streitthema von Justiz und Politik, sondern "Pflicht, Leben zu erhalten", sagte Wetter.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Eine zunehmende Ratlosigkeit im Umgang mit dem Sterben und Tod beklagte der pfälzische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron. Kölns Erzbischof Kardinal Joachim Meisner sagte, das Leben definiere sich für Christen von seinem Ende her, jedoch werde der Tod in der Gesellschaft weitgehend ausgeklammert.

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