Der Ehemann der US-Komapatientin Terri Schiavo will nach ihrem Tod mit einer Autopsie die Schwere ihrer Hirnschäden nachweisen. Damit wolle sein Mandat Vorwürfe entkräften, er wolle mit der Einäscherung seiner Frau nach deren Tod irgendetwas vertuschen, sagte der Anwalt von Michael Schiavo am Montag. Zwar sei es eigentlich unangebracht vor Terri Schiavos Tod über ihre Autopsie zu sprechen. Doch machten Vorwürfe an ihren Ehemann dies notwendig, sagte Anwalt George Felos.
Terri Schiavo liegt seit 1990 nach einem Herzinfarkt mit schweren Hirnschäden im Wachkoma. Ihr Mann hatte nach jahrelangem Rechtsstreit gegen ihre Eltern die Einstellung der künstlichen Ernährung der 41-Jährigen durchgesetzt.
Felos hatte die 41-Jährige, die nunmehr seit elf Tagen nicht mehr ernährt wird, an ihrem Sterbebett in Pinellas Park besucht. Er beschrieb ihren Zustand als weiterhin "friedlich", bestätigte aber zugleich, dass ihre Augen zunehmend eingesunken seien und ihre Atmung sich beschleunigt habe. Es gebe aber keine Anzeichen für "körperliches Unwohlsein".
"Nicht am Morphiumtropf"
Anwalt Felos bezeichnete zudem die Darstellung der Gegenseite als falsch, dass die Komapatientin ständig mit Morphium versorgt werde, weil sie entgegen den Behauptungen ihres Ehemannes leide. "Terri hängt nicht an einem Morphiumtropf", sagte Felos. Sie habe lediglich seit dem Abbruch der künstlichen Ernährung zwei Mal per Zäpfchen die kleinstmögliche Dosis dieser Schmerzlinderungsdroge erhalten - jeweils fünf Milligramm, während leidende Krebspatienten zwischen 30 und 200 Milligramm erhielten.
Eine Prognose, wann Terri Schiavo sterben wird, wollte der Anwalt nicht abgeben. Der Tod rücke ständig näher, aber er könne nicht sagen, ob er unmittelbar bevorstehe, sagte Felos. Er gab weiter einen kleinen Einblick in die Szene im Sterbezimmer: Danach ist leise Musik zu hören, es gibt Blumen und Terri Schiavo hat ein Stofftier im Arm.
Unterdessen verlangten Vertreter der religiösen Rechten in Washington neue Maßnahmen, um die Kranke doch noch am Leben zu erhalten. Sie versammelten sich zunächst vor dem Weißen Haus und zogen anschließend zum Kongress, um Abgeordnete erneut zum Einschreiten zu drängen. Präsident George W. Bush und dessen Bruder, der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, haben aber nach eigenen Angaben keine Machtbefugnisse, die Wiederaufnahme der von Gericht genehmigten Beendigung der Nahrungszufuhr anzuordnen.
Zuvor hatte der Vater der Kranken, Bob Schindler, ebenfalls nach einem Besuch erklärt, der Zustand seiner Tochter verschlechtere sich zusehends, aber sie habe ihren Lebenswillen noch nicht verloren. Sie "kämpfe wie verrückt" gegen das Sterben, schilderte Schindler. "Sie fleht um Hilfe." Es sei immer noch nicht zu spät, seine Tochter zu retten. Schindler äußerte zugleich die Befürchtung, die Betreuer im Hospiz könnten der Kranken eine Überdosis von Morphium verabreichen, um ihren Tod zu beschleunigen. Die Leitung der Pflegeeinrichtung wies dies entschieden zurück.
Seit 10 Tagen ohne Nahrung
Mit einem verzweifelten Hilferuf hatten die Eltern noch am Montag an den Gouverneur von Florida, Jeb Bush, appelliert, das Leben ihrer Tochter zu retten. Der Bruder des amtierenden US-Präsidenten George W. Bush hatte jedoch ausgeschlossen, sich über das Gerichtsurteil hinwegzusetzen und die Wiederaufnahme der künstlichen Ernährung anzuordnen. Terri Schiavo ist seit rund zehn Tagen ohne Wasser und Nahrung und hat Experten zufolge nur noch kurze Zeit zu leben.