Herbert Hartl hatte überhaupt keine Zeit und keine Lust, aufgehalten zu werden. Er hatte bloß kurz an einer Tankstelle gehalten und wollte auch gleich wieder los, als ihn ein Mann ansprach. Er bat um eine Mitfahrgelegenheit und Hartl lehnte ab. Doch dann tat sein Gegenüber ihm leid. Er suche dringend Arbeit, sagte der Mann. Sein Name ist Miroslav Sova und er stellte sich dem Österreicher Hartl als obdachlos vor. Niemand stelle ihn ein, er habe keinen Schlafplatz, kein Geld für Essen, nichts zu Trinken. "In diesem Moment lief es mir kalt über den Rücken", schreibt Hartl auf seiner Facebook-Seite.
"Du kannst bei mir anfangen", sagt Hartl darauf spontan, "morgen früh" - " ohne zu wissen, wie er heißt, woher er kommt und was er kann", schreibt Hartl auf Facebook. Denn Hartl ist Unternehmer und führt eine kleine Tischlerei in Österreich mit 17 Mitarbeitern.
"Heute ist der schönste Tag in meinem Leben"
"Wo schläfst du heute?", fragte der 31-Jährige den Mann und Sova antwortet "in der Bushaltestelle". Kurzerhand gibt Hartl ihm Geld und fährt ihn zum nächsten Hotel. "Ich verabschiedete mich und drehte ihm den Rücken zu. Mit weinerlicher Stimme sagte er 'Danke, heute ist der schönste Tag in meinem Leben'", schreibt Hartl. Sova begann am nächsten Morgen mit der Arbeit in der Tischlerei.
Seine Entscheidung hat er nicht bereut: "Miroslav ist seit einigen Tagen Teil meiner Firma, er ist ein toller Kollege und guter Mitarbeiter. Schön, dass du ein Teil der Firma bist!" Mit diesen Worten endet das Schreiben. Mehrere österreichische Medien berichten inzwischen über den Tischler und feiern ihn als Helden. Wie der "Spiegel" erfahren hat, sandte die Tischlerei Hartl inzwischen ein Formblatt an den österreichischen Sozialversicherungsträger und melde Sova als Hilfsarbeiter an - für 1250 Euro netto im Monat.