Aus die Maus – Trennungsgeschichten Sie reich, er arm: Wie Samuel sich aus einer ungleichen Liebe wand

  • von Katja Lewina
Illustration zeigt eine Frau, die über die Schulter schaut, während ihr Freund versucht, mit einer Leiter zu ihr aufzusteigen
So ein Luxusleben kannte Samuel bisher nur aus Klatschblättchen. Für Isa war es real
© Foto: Lena Giovanazzi; Illustration: Birgit Lang / stern
Was in der Liebe alles schiefgehen kann, weiß Autorin Katja Lewina. Sie sammelt Trennungsgeschichten. Dieses Mal geht es um viel Geld – und um wenig. 

New York, Delhi, Abu Dhabi. Wenn mein Freund Samuel von den Stationen seines Lebens erzählt, frage ich mich oft, wie das alles in läppische 40 Jahre reinpassen kann. Aber irgendwie tauchen da immer mehr Storys auf. Heute packt er bei einer Flasche Rotwein die von Isa aus. "Man könnte ein Buch drüber schreiben", warnt er mich vor. Wir stoßen an und Samuel beginnt. 

"Kennengelernt haben wir uns bei einem Sprachkurs in Dubai. Ich war beruflich dort, ihr Verlobter auch. Was sie da gemacht hat, weiß ich gar nicht so genau. Vermutlich schlug sie einfach die Zeit tot. Sie war noch nie in ihrem Leben darauf angewiesen gewesen, zu arbeiten. Ihr Vater war Industrieller, ihr zukünftiger Mann ein Top-Manager. Wenn die beiden Bock darauf hatten, nahmen sie sich einen Privat-Jet und flogen mal eben für eine Party nach Singapur. So ein Leben kannte ich bisher nur aus Klatschblättchen. Für Isa war es real. 

Wir verstanden uns sofort super, blieben aber über mehrere Jahre nur befreundet. Nie lebten wir in demselben Land, manchmal nicht einmal auf demselben Kontinent, aber wir besuchten uns gegenseitig. Und wir telefonierten. Jeden Tag. Jede Sexpanne, jede Liebesgeschichte wurde von uns seziert – wie das halt so ist unter Freunden. Nach unserem Kennenlernen hatte sie sich schnell von ihrem Verlobten getrennt und lebte genau so ein hedonistisches Leben wie ich. Bis wir drei Jahre später in Dubai eine Nacht miteinander verbrachten. Da verstanden wir: Hier entwickelt sich etwas anderes. Kurze Zeit später lebten wir beide plötzlich in Europa, sie in Paris, ich in Zürich. Jedes zweite Wochenende kam sie mich besuchen, es war eine großartige Zeit. Ich beschloss deshalb, nach Paris zu ziehen. Wir beide in derselben Stadt, vielleicht sogar in derselben Wohnung – das wäre perfekt!

Ein Normalverdiener in der Champagnerflaschen-Welt 

Doch die Idee gefiel Isa ganz und gar nicht. Ich nahm mir trotzdem eine Wohnung in Paris, merkte aber auch, wie sich meine Ansprüche an sie veränderten. Bisher hatte jeder von uns sein eigenes Leben gelebt, mit Ausnahme der Inseln, die wir uns zu zweit schufen. Ich wünschte mir mehr Gemeinsamkeit, sie aber machte so weiter wie bisher. Jettete durch die Welt, ging auf Partys, traf ihre Freunde. Und das alles ohne mich. In all den Jahren habe ich niemanden aus ihrem Leben kennengelernt, keine Familie, keine Freundinnen. Sie hielt mich aus allem raus. Es blieb zwar immer unausgesprochen, aber ich verstand: Ich war als Normalverdiener in ihren Kreisen nicht vorzeigbar, weil ich in dieser Champagner-Welt nicht mitspielen konnte. Darüber zu sprechen ging aber auch nicht wirklich. Wann immer ich es versuchte, reagierte sie cholerisch."

In meinen Ohren klingt das alles nach ungefähr tausend Red Flags: Unterschiedliche Bedürfnisse, keine Rücksichtnahme, schlechte Kommunikation. Samuel schüttelt den Kopf.