"Salute!" Gläser klirren, wir stoßen an, draußen in der Abendsonne. Alle um mich herum haben Spritz bestellt, nur ich sitze da mit meinem alkoholfreien Bier. Gleich habe ich eine Lesung, da muss ich klar bleiben. "Ex, also Trennungsstorys?", fragt eine Bekannte, nennen wir sie Linda. "Da habe ich auch eine auf Lager. Eine von dieser Sorte, wo du nicht weißt: Trittst du gerade dein Leben in die Tonne – oder bekommst du endlich eins?" Die will ich natürlich hören, und zwar schnell, bevor ich auf die Bühne muss.
Sie und ihr damaliger Freund haben zusammen in Berlin studiert, erinnert sich Linda. Aber als sie fertig waren, habe nur er einen Job in der Stadt bekommen. Sie sei stattdessen in München gelandet und die beiden damit in einer klassischen Fernbeziehung. "Aber als meine Firma nach zwei Jahren ein Büro in Hamburg aufgemacht hat, bin ich natürlich direkt hin", erzählt sie. "Damit war ich ja schon viel näher an meinem Freund dran, alles wurde leichter, aber unser Ziel war immer noch ganz klar zusammenzuziehen. Wieder vergingen zwei Jahre, ein Büro in Berlin wurde aufgemacht. Meine Chance, dachte ich. Sie brauchten dort eigentlich niemanden mehr, aber ich sagte zu meinem Chef: 'Wenn das nicht klappt, muss ich kündigen.' Und dann wurde wirklich eine Stelle für mich in Berlin geschaffen, bei meinem Freund. All die Jahre hatten wir darauf gewartet zusammenzuleben – jetzt würde es endlich so weit sein! Aber dann, am Abend vor dem Umzug …" Linda nimmt einen großen Schluck Spritz.