Ukraine-Krieg Sie wollen für ihr Land kämpfen: Ukrainische Mitarbeiter einer Ulmer Firma kehren in ihre Heimat zurück

Freiwillige Kämpfer in der ukrainischen Hauptstadt Kiew
Freiwillige Kämpfer in der ukrainischen Hauptstadt Kiew
© Lafargue Raphael/ABACA / Picture Alliance
Die Ukraine mobilisiert im Krieg gegen Russland alle Kräfte. Drei Mitarbeiter einer Firma aus Ulm haben sich auf den Weg gemacht, um in ihrem Heimatland zu kämpfen.

Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ist der Krieg wieder ganz nahe gekommen – auch vielen Deutschen, vor allem aber den Ukrainer:innen, die hier leben. Sie sorgen sich um ihr Land, ihre Familie und Freund:innen in der Heimat, und sie fragen sich, wie sie helfen können. Einige zieht es sogar zurück: Sie wollen mit in den Krieg ziehen, um ihr Heimatland gegen Putins Truppen zu verteidigen.

Darunter befinden sich auch drei Männer aus Ulm – ukrainische Mitarbeiter des Unternehmens Energiepark, das Solaranlagen herstellt. Die Monteure sind am Sonntagabend in ihre Heimat gefahren, um dort zu kämpfen, bestätigte die Firma der "Südwestpresse". Von dort reichen sie Schreckensnachrichten direkt an ihre Kolleg:innen und Chefs im Schwabenland weiter. Das Unternehmen bemüht sich nun, die Ukrainer nach Kräften zu unterstützen. Es werden Verbandsmaterial, blutstillende Medikamente und Schmerzmittel gesammelt.

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Ukraine-Krieg: Mitarbeiter von Ulmer Firma greifen zu den Waffen

Die Spendenbereitschaft ist groß, die Artikel sollen in zwei Transportern in die Ukraine gebracht und da verteilt werden. Energiepark-Geschäftsführer Thomas Roth will das Material mit einem Mitarbeiter seines Unternehmens selbst dorthin fahren. Bis nach Lwiw sind es 13 Autostunden, die Stadt liegt nur 70 Kilometer hinter der polnischen Grenze – dort verstecken sich Menschen in der U-Bahn vor den russischen Angriffen. 

Für die Mitarbeiter:innen und die Führung des schwäbischen Unternehmens ist der Krieg in der Ukraine so zu einer persönlichen, emotionalen Angelegenheit geworden, erzählten sie der "Südwestpresse". "Die drei haben mir gesagt: Wir müssen los, wir müssen in den Krieg. Wir müssen unser Vaterland verteidigen", sagte Chef Joachim Engelhardt. "Ich habe beim Abschied geweint. Für mich ist das sehr schlimm. Diese Männer sind mir sehr ans Herz gewachsen."

Ukraine leistet erbitterten Widerstand

Die Ukraine mobilisiert im Krieg mit Russland alle verfügbaren Kräfte. Nach dem russischen Einmarsch hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj eine allgemeine Mobilmachung angeordnet. Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht mehr verlassen. Wehrpflichtige und Reservisten wurden eingezogen. Die Anordnung gilt 90 Tage lang. Auch an freiwillige Zivilkräfte wurden Waffen ausgegeben.

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Außerdem hatte Selenskyj die Gründung einer "Fremdenlegion" angekündigt, in der Ausländer die Ukraine freiwillig im Kampf gegen Russland unterstützen können. Einige Ukrainer kehren zudem, wie die drei Männer aus Ulm, in ihre Heimat zurück, um dort zu den Waffen zu greifen – auch wenn sie dafür teilweise gar nicht ausgebildet sind.  

Die ukrainische Armee und Bevölkerung leistet großen Widerstand gegen die Angriffe der russischen Truppen – offenbar größer als anfangs von Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet. Im Zentrum der Auseinandersetzungen dürfte in den nächsten Tagen Kiew stehen. Auf die Hauptstadt rollt ein mehr als 60 Kilometer langer Konvoi des russischen Militärs zu. "Für den Feind ist Kiew ein wichtiges Ziel. Deshalb ist die Hauptstadt ständig bedroht", sagte Präsident Selenskyj in seiner Videobotschaft.