US-Wahlkampf Bayerische Bären für Hillary und Bill

Von Patrizia Perni
Wenn Hillary Clinton ihre Wahlkampfauftritte inszeniert, dann hat sie Hunderte Bayern im Gepäck. Die Bayern sind kleine Teddybären, die kostenlos an Wähler verteilt werden. stern.de war zu Besuch bei Norbert Metzen, der die Bären in Germering bei München produziert hat.

"Hey Bill, can I have Monica's telephone number?" Diese Frage stellte Norbert Metzen aus Germering bei München nicht irgendeinem Bill, sondern Bill Clinton. Von dem Ex-Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika bekam er daraufhin zwar nicht die Telefonnummer der berühmten Monica Lewinski, Clintons ehedem sehr aufgeschlossener Praktikantin, "aber immerhin sind wir so sehr schnell ins Gespräch gekommen", sagt der 48-Jährige stolz. Thema Nummer eins war dann allerdings nicht Monica, sondern der bevorstehende Wahlkampf von Bill's Ehefrau Hillary. Und da hatte Trikotfabrikant Metzen eine zündende Idee...

"Der Auftrag meines Lebens"

Wie hatte es der Germeringer überhaupt in die Nähe von Bill Clinton geschafft? "Das war bei einem Dinner mit meinem Onkel Jim", so Metzen. Jim Metzen ist der Chef des Senats von Minnesota. "Das sind eben connections", sagt der 48-jährige Bayer und lacht. So wurde aus einem Dinner bei Onkel Jim und seinen Freunden und einer frechen Frage "der Auftrag meines Lebens", freut sich Metzen.

Sein Vorschlag für Hillarys Präsidentschaftswahlkampf: Hundertausendfach verteilte Teddys sollten für die erste Frau auf dem US-Präsidentenstuhl werben. Kuscheltiere für die Wähler - Clinton sei von der Idee auf Anhieb begeistert gewesen. Kosten spielten keine Rolle.

In Amerika sollte ein Präsidentschaftskandidat für Wahlkampfmittel mindestens 100 Millionen Dollar zur Verfügung haben, schätzt der Leiter der US-amerikanischen Bundeswahlbehörde, Michael Toner. Das sei Vorausetzung, um überhaupt vom Wähler ernst genommen zu werden. Toner geht davon aus, dass die Präsidentschaftswahl 2008 die teuerste in der Geschichte der USA sein wird.

Sportlich, zahlreich und günstig

Zurück im schönen Oberbayern, in der Tasche die Kontaktdaten des Wahlkampfteams von Hillary, setzte der Geschäftsmann die Idee sogleich in die Praxis um. Er entwarf ein Trikot für den keinen Bären. Das ist eigentlich auch der Alltagsjob von Norbert Metzen. In Deutschland ist er in Eishockeykreisen als Shirt-Lieferant bekannt. Stofftiere hatte er bis dato nicht produziert. Es verwundert also nicht, dass der Teddy ein eher sportliches Outfit hat.

Die Produktion sei bereits vor zwei Monaten abgeschlossen worden. Wie viele Teddys es waren, will Metzen nicht verraten "Viele", sagt er nur. Ebenso spricht er nicht über Geld. Er habe es "besonders günstig gemacht", behauptet er. Und die Reisekosten der Teddys nach Amerika seien "nun wirklich Peanuts".

Langweiliges Deutschland

Einige Anwohner von Harthaus - Stadtteil von Germering - sehen den Medienrummel um den nun fast schon berühmten Nachbarn eher skeptisch. "Der ko fui erzählen", hört man von einigen Passanten in dem grauen Vorort. Doch gegen solche Anwürfe ist der Geschäftsmann gewappnet. Stolz zeigt er die Karte, die ihm seine neue Freundin Hillary zum Geburtstag geschickt hat. Doch ihre Telefonnummer hat er bisher nicht herausbekommen. "Noch nicht", sagt Metzen.

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Auf die Frage, ob es im Wahlkampf eine Rolle spiele, dass das Knopfauge aus Deutschland kommt, antwortet Metzen: "Nein, das ist den Amis egal. Die fahren voll auf so Zeug ab - Hauptsache, es ist umsonst." Dass der süße Kuschelbär historisch gesehen nach einem republikanischen Präsidenten - Teddy Roosevelt - benannt wurde, tut seiner Werbewirkung für die Demokratin Hillary Clinton keinen Abbruch. Metzen: "So weit denken die Amerikaner gar nicht."

Ob er für die Bundestagswahl 2009 auch für einen deutschen Politiker schon eine gute Idee hat? "Nein", sagt Metzen, "die Deutschen machen bloß langweilige und vor allem blöde Plakate."