Weiterer Missbrauchsverdacht Hamburger Priester soll Kinder misshandelt haben

Ein 67 Jahre alter katholischer Priester steht unter Verdacht, in den 70er und 80er Jahren als Kaplan in Bremen und Lingen (Niedersachsen) Kinder missbraucht zu haben. Der Geistliche ist seit 1995 im Erzbistum Hamburg tätig. Er sei nach Bekanntwerden der Vorwürfe im März in den Ruhestand versetzt worden, sagte ein Sprecher der Erzdiözese am Montag.

Ein 67 Jahre alter katholischer Geistlicher aus Hamburg soll in den 1970er- und 80er-Jahren als Kaplan in Bremen und Lingen Kinder missbraucht haben. Das Erzbistum Hamburg hat im März die Staatsanwaltschaften in Bremen und Osnabrück entsprechend informiert, wie am Montag bekannt wurde. Die Behörden prüfen nun, ob die Taten verjährt sind.

In Lingen sollen zwischen 1976 und 1983 zwei Mädchen betroffen gewesen sein, in Bremen 1972 oder 1973 ein Junge. Selbst wenn Gewalt im Spiel gewesen wäre, seien die Taten vermutlich verjährt, sagte Alexander Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück. "Aber wir wollen uns das in Ruhe ansehen", sagte er.

Nach Angaben von Jörg Hauschild, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bremen, teilte das Erzbistum in seiner Anzeige mit, der Vorfall sei aus Unterlagen des Jahres 2004 "in die Bearbeitung gekommen". Demnach sei ein in Hamburg lebender Junge wegen schwieriger Familienverhältnisse von seiner Tante mit nach Bremen genommen worden. Die Tante habe den Jungen bei dem Kaplan zu Hause untergebracht, wo er mindestens eine Nacht übernachtete. Der Kaplan habe die Situation ausgenutzt, um den Jungen sexuell zu belästigen. Glücklicherweise sei es nicht zu schwerwiegenden Aktionen gekommen. Das habe aber nicht an dem Kaplan gelegen, sondern an der Fähigkeit des Opfers, Nein zu sagen.

Der Sprecher des Erzbistums Hamburg sagte, man sei dem Vorfall schon 2004 nachgegangen, habe damals aber die Staatsanwaltschaft noch nicht informiert. "Da haben wir hinzugelernt", sagte Sprecher Manfred Nielen. Der Priester sei seit 1995 für das Erzbistum in einer Gemeinde in Albanien tätig gewesen. Er habe eine Therapieauflage bekommen. Anschließend habe er wieder in der Seelsorge arbeiten dürfen, aber im Team und möglichst nicht mit Jugendlichen. Aus Albanien seien bislang keine Missbrauchsvorwürfe bekannt.

Das Erzbistum habe sich jetzt an die Behörden gewandt, weil zwei Frauen in Lingen Vorwürfe gegen den Mann erhoben hätten. Der Priester sei noch im März in den Ruhestand versetzt worden und lebe jetzt in Hamburg.

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APN/DPA