Als meinem Freund die Beine wegsackten und er mit einem Vernichtungsschmerz in der Brust zu Boden fiel, war ich auf der Autobahn. Es war der erste Todestag meines Vaters. Ich hatte ihn nicht in der Klinik verbringen wollen und mich für eine Weiterbildung angemeldet. Kurz hinter Hamburg klingelte mein Telefon: Ein Oberarzt aus der Klinik erzählte mir, dass mein Freund und Kollege, ein Kardiotechniker, mit dem ich seit fast 15 Jahren beinahe täglich im OP zusammengearbeitet habe, mit einer akuten Aortendissektion eingeliefert worden war. Und er wollte von mir operiert werden.
Die innerste Wandschicht seiner Hauptschlagader war ohne Vorwarnung nahe am Herzen eingerissen; Blut wühlte sich in den neuen Hohlraum. Darum fehlte es bei der Versorgung des Körpers und des Gehirns, was zu schlaganfallähnlichen Lähmungen der Beine geführt hatte. Eine Aortendissektion gehört zu den seltenen und gefährlichsten Notfällen in der Herzchirurgie. Mit jeder Stunde, die sie unbehandelt bleibt, versterben zwei Prozent der Patienten und Patientinnen. Selbst wer eine OP überlebt, hat später oft mit Folgen wie Organschäden oder neurologischen Problemen zu kämpfen. Mehrfach schon hatten mein Kollege und Freund, der OP-Techniker, und ich zusammen Aortendissektionen im OP versorgt und uns jedes Mal gewünscht, dass wir so etwas nie bekämen. Erwischen kann es fast jeden, auch wenn es Risikofaktoren gibt wie Rauchen, Bluthochdruck und angeborene Bindegewebserkrankungen.