Die Behandlung von Allergien ist in Deutschland oft nicht angemessen und erfolgt in vielen Fällen sehr spät. Das ist Ergebnis einer großen Studie zur Allergikertherapie, die in Berlin vorgestellt wurde. Ein Grund dafür sei, dass viele Patienten ihre Symptome selbst nicht als Allergie einordnen könnten, sagte Prof. Thomas Fuchs, Oberarzt an der Georg-August-Universität-Göttingen. Schätzungsweise 20 Millionen Deutsche leiden mehr oder weniger stark an einer allergischen Reaktion auf Blüten, Pollen oder Tierhaare. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Zahl der Betroffenen in den vergangenen zehn Jahren um 70 Prozent erhöht.
"Nasenlaufen" und "Augentränen" würde von den Meisten zunächst als Erkältung eingestuft, sagte Fuchs, der zugleich Präsident des Ärzteverbandes deutscher Allergologen ist. Bei lang anhaltenden Symptomen würden in erster Linie anti-entzündliche Nasen- und Asthmasprays zum Einsatz kommen. Helfen diese nicht, würden verzweifelte Patienten auch zu obskuren Methoden greifen, die beispielsweise "negative Schwingungen abblocken", berichtete der Mediziner.
Immuntherapie: wirksam, aber aufwendig
Letztlich helfe aber nur eine "spezifische Immuntherapie" (SIT), früher "Hyposensibilisierung" genannt. In der vom Hamburger Pharmaunternehmen ALK Schering bezahlten Befragung von 6791 Patienten sagten 76 Prozent, die SIT-Behandlung habe die Symptome deutlich zurückgedrängt.
Von den befragten SIT-Patienten waren gut ein Drittel zuvor bei anderen Ärzten vorbehandelt worden, ehe sie zu einem Allergologen kamen. Ein Hindernis für SIT ist nach den Worten von Fuchs die aufwendige Behandlung. Auch lasse die Wirkung nach einigen Jahren nach. Bei SIT müssten die Patienten über Monate alle ein oder zwei Wochen zum Arzt, um eine Spritze zu erhalten. Dabei wird ihnen in ständig steigenden Dosen der Stoff injiziert, der die Allergie auslöst.