Meteorismus Angstgegner Blähbauch? Warum der Traum vom ultra-flachen Bauch Unsinn ist

Jedes noch so kleine Bäuchlein wird inzwischen unter Shapewear versteckt
Jedes noch so kleine Bäuchlein wird inzwischen unter Shapewear versteckt
© Staras / Getty Images
Ein flacher Bauch gehört für viele zum angestrebten Körperideal. Im Zweifel wird mit Shapewear und sogar Nahrungsergänzungsmitteln nachgeholfen. Aber ist ein Bauch, der sich wölbt, wirklich auch ein gesundheitliches Problem oder doch nur ein rein ästhetisches?

Bei Rubens waren rundlich-weiche Körper der Inbegriff von Sinnlichkeit. In den 1990ern hingegen galt "weniger ist mehr" und Models wie Kate Moss verkörperten den passenden Heroin-chic. Und jetzt ist es der Kardashian-Jenner-Clan, der seit geraumer Zeit neue Beauty-Maßstäbe setzt – viel Weiblichkeit, große Brüste, großer Hintern und ein flacher Bauch. 

Um den Körper in das erstrebte Sanduhr-Format zu modellieren, tragen sie sogar wieder Korsett. Eigens entworfene Shapewear erledigt den Rest. Die Social-Media-Feeds sind mittlerweile übervoll mit Produkten, die gegen das ungeliebte Wölben des Bauches helfen sollen. Als natürlicher Feind des flachen Bauchs wird immer häufiger der sogenannte Blähbauch genannt, unzählige Produkte wollen ihm den Garaus machen. Dabei ist das meistens überhaupt nicht notwendig.

"Ich glaube nicht, dass der Mensch dazu bestimmt ist, einen flachen Bauch zu haben", zitiert "The Guardian" Duane Mellor, Ernährungswissenschaftler und Dozent an der Aston University in Birmingham. Menschen gebe es in allen Formen und Größen und eben auch mit allen Arten von Bauchwölbungen. Dass der Körper nach der Zufuhr von Essen reagiert, der Bauch sich beispielsweise wölbt, ist normal. Auch Blähungen seien nicht gleich Teufelszeug, gegen das vorgegangen werden müsse. Sie gehören in einem gewissen Umfang zum natürlichen Verdauungsprozess. So können Blähungen auch ein Indiz dafür sein, dass die Darmmikroben gute Arbeit leisten. "Ein wenig Blähungen sind wohl ein gutes Zeichen dafür, dass die Bakterien im Dickdarm fermentieren und Chemikalien produzieren, die gut für den Darm sind und ihn gesund halten", so Mellor.

Die Idee vom immer flachen Bauch ist Quatsch

Unter einem Blähbauch versteht man eine Gasansammlung im Verdauungstrakt, die unter anderem zu Schmerzen, Bauchkrämpfen, Völlegefühl sowie Rumoren und Blubbern im Bauch führen kann. Da er, wenn er stark ausgeprägt ist, kugelförmig ist, sieht der Blähbauch einem Schwangerschaftsbauch mitunter zum Verwechseln ähnlich. Die Liste der Ursachen für Meteorismus, wie der Blähbauch auch genannt wird, ist lang. Hormone können eine Rolle spielen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Reizdarm, gestörte Darmflora, Stress, aber auch zu hastiges Essen, bei dem zu viel Luft geschluckt wird und vieles mehr. Der häufigste Grund ist die Ernährung. Lebensmittel wie Zwiebeln, Kohlrabi, Blumenkohl, Linsen und Sojabohnen gelten als besonders blähend.

Zu spüren bekommen Menschen ein mehr an Wind im Bauch gern bei Ernährungsumstellungen, beispielsweise wenn sie auf gesundes ballaststoffreiches Essen umsteigen. So konnten Forschende der John Hopkins School of Public Health durch eine Studie herausfinden, dass vor allem die Kombination aus ballaststoffreichen Lebensmitteln und pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten und Nüssen die Wahrscheinlichkeit, Blähungen zu entwickeln, stark erhöhte. 

Das kann gerade in der Öffentlichkeit zwar unangenehm sein, der Gesundheit abträglich aber ist es an sich nicht. Noel Müller, der an der Studie mitwirkte, sagte, dass es sein könne, dass die proteinreiche Ernährung in der Studie zu stärkeren Blähungen geführt habe, "weil sie die Darmflora besonders positiv beeinflusste und dort zur Entstehung besonders vieler nützlicher Darmbakterien beitrug."

Allerdings gibt es auch Blähbäuche, die ohne Blähungen auftreten. Diese gelten als besonders schmerzhaft. In jenen Fällen drückt die Luft, die nicht entweichen kann, gegen die Darmwände. Bauchmassagen im Uhrzeigersinn oder auch eine Wärmflasche können dem dann meist harten, aufgeblähten Bauch etwas Linderung verschaffen, indem sie die Darmbewegung anregen. Helfen können auch Magen-Darm-Tees mit Inhaltsstoffen wie Fenchel oder Kümmel oder auch ein (Verdauungs-)Spaziergang. Im Normalfall klingen Meteorismus-Beschwerden aber von allein wieder ab.

Nicht jeder aufgeblähte Bauch deutet auf ein Gesundheitsproblem hin

Kurz: nicht hinter jeder Bauchwölbung, nicht hinter jedem Pups, verbirgt sich eine Erkrankung des Verdauungstrakts. Ein aufgeblähtes Gefühl, Blähungen und saures Aufstoßen können zwar unangenehm sein, gefährlich sind sie in den meisten Fällen aber nicht. Es handelt sich dabei meist um normale Verdauungsprozesse. Auch wenn vermehrt für Mittel gegen den Blähbauch geworben wird und Nahrungsergänzungsmittel und Co. eine gewisse Notwendigkeit suggerieren, sind sie in den meisten Fällen unnötig. Vor allem, wenn man sich davon erwartet, immer einen flachen Bauch zu haben.

Achtsam sollten Menschen sein, die ständig mit einer übermäßigen Gasproduktion zu kämpfen haben und diese vielleicht sogar in Kombination mit einem auffälligen Stuhlgang einhergeht. In solchen Fällen sollte das von einem Arzt untersucht werden. Sind die Schmerzen extrem stark, der aufgeblähte Bauch hart, kann beispielsweise auch ein Darmverschluss ursächlich sein, der schnell behandelt werden muss. 

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