Arzneimittelverordnungsreport Medikamente in Deutschland sind immer noch zu teuer

Der Arzneimittelverordnungsreport 2014 kritisiert die Preispolitik der Arzneimittelindustrie als "überzogen".
Der Arzneimittelverordnungsreport 2014 kritisiert die Preispolitik der Arzneimittelindustrie als "überzogen".
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Die Krankenkassen geben von Jahr zu Jahr mehr Geld für Medikamente aus: 2013 waren es rund 32 Milliarden Euro, ergab ein Report. Schuld seien vor allem steigende Ausgaben für überteuerte Arzneimittel.

Die Krankenkassen zahlen nach wie vor zu viel Geld für Medikamente: Laut dem am Dienstag veröffentlichten Arzneimittelverordnungsreport habe die gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2013 insgesamt 32,1 Milliarden Euro für Medikamente ausgegeben, 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Das sei ein neuer Höchststand, kritisierte der Pharmakologe Ulrich Schwabe bei der Vorstellung des Arzneiverordnungs-Reports in Berlin.

Schuld sei vor allem eine überzogene Preispolitik der deutschen Pharmaindustrie: "Die Arzneimittelpreise in Deutschland sind nach wie vor zu hoch", so Schwabe. Einsparmöglichkeiten sieht er vor allem bei sogenannten patentgeschützten Arzneimitteln, also bei Medikamenten, die neu auf dem Markt zugelassen wurden.

Gesetzliche Kostenbremse zeigt kaum Wirkung

Früher verschaffte der Patentschutz Herstellern das Recht, den Preis ihres Medikaments frei zu bestimmen. Seit 2011 dürfen sie das nicht mehr: Das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) schreibt vor, dass neue Therapien nur dann deutlich teurer sein dürfen als verfügbare Mittel, wenn sie nachweislich besser wirken. Leider zeigt die Regelung bislang nicht die erwünschte Wirkung: Trotz strengeren Vorschriften seien neu eingeführte Medikamente in Deutschland weierhin deutlich teurer als in anderen europäischen Ländern, bemängelt Schwabe.

Die Unternehmen schlügen bei der Einführung neuer Arzneimittel weiterhin über die Stränge, meint auch Uwe Deh vom Vorstand des AOK-Bundesverbandes. Als Beispiel nennt er das Präparat Sovaldi, das zur Therapie von Hepatitis C angewendet wird. "Eine 24-Wochen-Therapie mit Sovaldi kostet etwa 113.000 Euro", kritisiert Deh. Das Problem bestehe vor allem darin, dass sich Hersteller neuer Hepatitis-Präparate wie etwa Olysio oder Daklinza an Sovaldi orientierten und ebenfalls abenteuerliche Preise festsetzten. "Angesichts der aktuellen Ausgabenentwicklungen, muss man sich dringend die Frage stellen, wie man politisch adäquat darauf reagiert", so Deh.

Insgesamt könnten bei patentgeschützten Medikamenten noch rund zwei Milliarden Euro gespart werden, sagt Schwabe. Bei sogenannten Analogpräparaten, die im Vergleich zu älteren Wirkstoffen keine oder kaum therapeutische Unterschiede aufweisen, sieht er sogar ein Einsparpotenzial von rund 2,4 Milliarden Euro. Immerhin rund 510 Millionen Euro könne man zudem bei Arzneimitteln einsparen, deren Nutzen in Fachkreisen als "umstritten" gilt.

ljk

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