Eine neue Studie mit Daten von Millionen Geimpften aus den USA hat ergeben, dass die meisten Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen gegen das Coronavirus unbedenklich sind und meist nach ein oder zwei Tagen wieder abklingen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht.
Ähnlich wie in Deutschland können in den USA auch Impfnebenwirkungen gemeldet werden. In Deutschland können Ärzt:innen oder auch Geimpfte selbst dem Paul- Ehrlich-Institut Symptome melden, die nach einer Impfung aufgetreten sind. In den USA gibt es äquivalent dazu das Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS). Hier können Geimpfte, Ärzt:innen und Impfstoffhersteller Nebenwirkungen melden. Für das Corona-Impfprogramm wurde in den USA noch eine weiteres System geschaffen, um mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe zu bewerten. Das "v-safe"-System. Es handelt sich um Smartphone-Umfragen, die Nutzer:innen in der ersten Woche nach der Impfung täglich gesendet bekommen und darin nach möglichen Nebenwirkungen gefragt werden. In den folgenden Monaten werden die Fragen mit größerem Abstand versendet.
Dr. Hannah Rosenblum vom Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sagt: "Impfstoffe sind das wirksamste Mittel, um schwerwiegende Folgen von einer Covid-19-Infektion zu verhindern, und die Vorteile der Impfung bei der Verhinderung schwerer Krankheiten und Todesfälle sprechen stark für eine Impfung. Die Überwachung der Sicherheit von Covid-19-Impfstoffen ist die robusteste in der Geschichte der USA, und die beiden komplementären Überwachungssysteme, die in dieser Studie verwendet werden, sollten das Vertrauen stärken, dass mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 sicher sind."
92 Prozent der Impfnebenwirkungen wurden als unbedenklich eingestuft
Die Forschenden haben in der Untersuchung verfügbare Daten aus der VAERS-Datenbank und dem "v-safe"-Programm zwischen Dezember 2020 und Juni 2021 ausgewertet. 298 Millionen Dosen von den mRNA-Impfstoffen der Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer wurden in dieser Zeit verabreicht.
In der VEARS-Datenbank werden die Impfnebenwirkungen in die Kategorien "unbedenklich", "bedenklich" oder "Todesfälle" eingeteilt. Über 340.000 Berichte über Nebenwirkungen von Covid-19-Impfstoffen sind bei VEARS eingegangen. Rund 92 Prozent wurden als unbedenklich eingestuft. Die verbreitetsten Impfreaktionen waren Kopfschmerzen (rund 20 Prozent), Müdigkeit (rund 17 Prozent), Fieber (rund 16 Prozent) und Schmerzen (rund 15 Prozent). Bei 6,6 Prozent der Befragten traten Nebenwirkungen auf, die als bedenklich eingestuft wurden. Die häufigste war Kurzatmigkeit (rund 15 Prozent).
Im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung wurden knapp 4500 Todesfälle (entspricht 1,3 Prozent) dokumentiert. Diese Todesfälle wurden ungeachtet eines möglichen Zusammenhangs mit der Corona-Impfung gemeldet. Die Forschenden konnten in ihrer Studie dazu keine ungewöhnlichen Muster feststellen. Das mittlere Alter der Verstorbenen lag bei 76 Jahren. David Shay von der CDC, der an der Studie mitwirkte, erklärt, dass die Daten die Todesfälle widerspiegeln, die Forschende bei der Untersuchung einer älteren Bevölkerung erwarten würden.
Impfreaktion nach der zweiten Dosis stärker
Die Wissenschaftler:innen werteten auch die Daten aus den Smartphone-Umfragen von "v-safe" aus. Acht Millionen Menschen haben hier teilgenommen. Die Befragten berichteten am meisten über lokale und systemische Reaktionen nach der Impfung. Nach der zweiten Dosis traten sie häufiger auf. Die Impfreaktionen wurden fast alle als mild eingestuft. Wobei Müdigkeit am häufigsten war, 34 Prozent nach der ersten Dosis und 56 Prozent nach der zweiten. Kopfschmerzen traten bei 27 Prozent nach der ersten und bei 46 Prozent nach der zweiten Dosis auf. 66 Prozent der Befragten dokumentierten Schmerzen an der Injektionsstelle nach der ersten Dosis und 69 Prozent nach der zweiten Dosis.
Dr. Tom Shimabukuro, Autor der Studie von der CDC, sagt: "Diese Daten beruhigen. Die Reaktionen auf beide mRNA-Impfstoffe sind im Allgemeinen mild und klingen nach ein oder zwei Tagen ab – was die Berichte aus klinischen Studien und die Überwachung nach der Zulassung bestätigt."
Als limitierende Faktoren geben die Forschenden an, dass an VAERS und "v-safe" nicht alle Geimpften in den USA teilnehmen konnten und die Ergebnisse nur eine eingeschränkte Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung haben. Da Geimpfte ein Smartphone benötigen, um am "v-safe"-Programm teilzunehmen, schließe man bestimmte Personengruppen aus. Die Forschenden geben an, dass sie keinen kausalen Zusammenhang zwischen Impfung und unerwünschten Ereignissen herstellen konnten.
Quellen: The Lancet, USA Today, Health Europe