USA 2,8 Millionen Fälle allein in der Region New York: Daten legen hohe Corona-Dunkelziffer nahe

Sprecherin Kayleigh McEnany
Sprecherin Kayleigh McEnany
Sehen Sie im Video: "Trump hat drei bis vier Millionen Menschen gerettet" – Sprecherin verteidigt Trumps Krisenmanagement.


Kayleigh McEnany verteidigt das Krisenmanagement des US-Präsidenten.


Trump sprach sich in der Vergangenheit immer wieder gegen harte Maßnahmen in der Coronakrise aus.


So betont die Sprecherin des Weißen Hauses die negativen Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen.


McEnamy nennt keine Grundlage für die von ihr genannten Zahl der angeblich geretteten Leben.


In den USA haben sich mehr als 3,85 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert.


Mehr als 141.000 Menschen sind infolge einer Infektion gestorben.


So kommt es zumindest in Bezug auf Schutzmasken zu einem Sinneswandel von Trump.

US-Forscher haben Daten aus Antikörpertests mit Zahlen von Covid-19-Erkrankten verglichen und große Unterschiede festgestellt. Vor allem symptomlos Infizierte könnten demnach Treiber der Pandemie sein.

Mit rund 3,9 Millionen nachgewiesenen Infektionen zählen die USA zu den am stärksten vom Coronavirus betroffenen Ländern weltweit. Längst nicht alle Infektionsfälle fließen aber in die offizielle Statistik mit ein, zeigen nun Daten aus Antikörpertests, die von der US-Gesundheitsbehörde "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC) veröffentlicht wurden. Demnach könnten sich in den USA deutlich mehr Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben als bislang bekannt.

Coronavirus in den USA: Menschen im New Yorker Stadtteil Soho, Manhattan
Menschen im New Yorker Stadtteil Soho, Manhattan
© Photoshot / Picture Alliance

Für die Analyse verglichen Forscher Daten aus Antikörpertests mit den offiziellen Infektionszahlen aus zehn US-Regionen, darunter auch New York, dem einstigen Corona-Hot-Spot. Der Vergleich offenbarte große Unterschiede: Die Zahl der Infizierten lag in einzelnen Regionen zeitweise 2- bis 13-Mal höher als die für die Region gemeldeten Fälle.

Rechenbeispiel Metropolregion New York

Die Dimension dieser Hochrechnung zeigt das Beispiel der Metropolregion New York mit mehr als 18 Millionen Einwohnern: Bis zum 1. April hatten sich dort 53.803 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Antikörpertests aus dieser Zeit deuten dagegen auf ein deutlich stärkeres Infektionsgeschehen hin: Laut Hochrechnung könnte die Zahl der Infektionsfälle mit 642.000 Fällen rund 12-Mal so hoch gelegen haben. Die Schätzung beinhaltet allerdings Schwankungen von mehreren Zehntausend Fällen in beide Richtungen. 

Ausgeweitete Testkapazitäten halfen dabei, die Dunkelziffer in den darauffolgenden Wochen zu senken. Anfang Mai gab es in der Region rund 282.000 nachgewiesene Fälle. Laut Antikörpertests dürfte die Anzahl der tatsächlich Infizierten zu diesem Zeitpunkt schätzungsweise bei rund 2,8 Millionen gelegen haben – und damit immerhin noch mehr als zehn Mal so hoch. 

"Stets damit gerechnet"

Carl Bergstrom, Experte für Infektionskrankheiten an der "University of Washington", zeigte sich angesichts dieser Zahlen nicht sonderlich überrascht: "Für Epidemiologen ist das kein Schock und auch keine Überraschung", sagte er gegenüber der "New York Times". "Wir haben stets damit gerechnet, dass nur etwa zehn Prozent der Fälle gemeldet werden."

Wie viele Untersuchungen hat auch diese Studie allerdings Schwächen: Die Blutproben für die Antikörpertests stammen von Patienten, die sich unter anderem für Routine-Untersuchungen in Krankenhäuser begeben hatten. Möglicherweise ist diese Gruppe aufgrund von Vorerkrankungen nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung. Ein bekannter Nachteil dieser Bluttests ist auch, dass Antikörper bei einigen Patienten nur für kurze Zeit nachweisbar sind. Schätzungen auf Basis dieser Tests sind daher in der Regel "konservativ", betonen die CDC-Experten, was bedeutet: Möglicherweise wurden nicht alle Patienten mit vorheriger Corona-Infektion erfasst.

Schlaglicht auf Infektionen ohne Symptome

Warum aber werden so viele Infektionen erst gar nicht diagnostiziert und fließen im Anschluss auch nicht in die offizielle Statistik ein? Ein Grund könnten asymptomatische Infektionen sein, glaubt Studienautorin Fiona Havers von der CDC: "Viele dieser Menschen hatten wahrscheinlich keine Symptome oder waren nur leicht erkrankt. Möglicherweise hatten sie keine Ahnung, dass sie infiziert waren."

Laut einer Übersichtsarbeit in den "Annals of Internal Medicine" könnten zwischen 40 bis 45 Prozent aller Infektionen mit dem Coronavirus ohne Symptome verlaufen. Infizierte könnten das Virus so unwissentlich weitergeben. Auch augenscheinlich gesunde Menschen sollten daher Masken tragen, Mindestabstände einhalten und sich regelmäßig die Hände waschen, betont Havers.

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© DPA
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Die aktuelle Untersuchung dürfte auch Hoffnungen wecken, dass mancherorts schon eine Herdenimmunität gegen das Coronavirus erreicht sein könnte. Doch davon ist nicht auszugehen. Selbst in stark betroffenen Regionen wie New York würde die Infektionsrate dafür nach Ansicht von Experten nicht ausreichen.

Auch ist aktuell noch unklar, ob und wie lange ehemalige Covid-19-Patienten nach überstandener Krankheit immun gegen den Erreger sind. 

ikr

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