Im Januar wurden in Hongkong etwa 2000 Hamster aus einer Tierhandlung getötet, aus Angst sie könnten in der Metropole für einen Corona-Ausbruch mit der Delta-Variante gesorgt haben. Eine Untersuchung liefert nun erste Hinweise für diesen Verdacht.
Forschende haben Virusproben der Nager in einer genetischen Analyse untersucht. Mit dem Ergebnis: Der Corona-Ausbruch in Hongkong mit der Delta-Variante ging wahrscheinlich von Hamstern aus, die als Haustiere verkauft wurden. Die Variante zirkulierte vor dem Ausbruch nicht in Hongkong. Derzeit erlebt Hongkong seine schwerste Corona-Welle, dahinter steckt aber nicht die Delta-Variante, die in den Hamstern nachgewiesen wurde, sondern die Omikron-Variante.
In wissenschaftlichen Untersuchungen wurden Hamster bisher schon im Labor zur Erforschung des Coronavirus genutzt, weil sie sich leicht mit Sars-CoV-2 infizieren. Doch die Studie, die bisher nur als Preprint veröffentlicht und somit noch nicht von Expert:innen geprüft wurde, zeigt nun, dass sich Hamster auch außerhalb von einem Labor mit Covid-19 anstecken können. Das Coronavirus kann unter Hamstern zirkulieren und sie können laut der Studie auch Menschen damit anstecken. Die Forschenden fanden heraus, dass die untersuchten Hamster alle mit der Delta-Variante infiziert waren. Die Hamster wurden im Dezember und Januar von einem Lieferanten in den Niederlanden importiert, heißt es im "Guardian". In der Studie heißt es: "Es sind zwei separate Übertragungsereignisse auf den Menschen dokumentiert und dass solche Ereignisse zu einer Weiterübertragung auf den Menschen führen können. Die Einfuhr infizierter Hamster war die wahrscheinlichste Quelle einer Virusinfektion."
Marion Koopmanns, eine Virologin an der Erasmus University am Medical Center in Rotterdam, erklärt, dass sie davon überzeugt sei, dass die Delta-Variante in den Tieren nach Hongkong importiert wurde. Es sei wichtig, die Quelle der Infektion bei Hamstern aufzuspüren, sagt sie gegenüber "Nature". Der Virologie Arijanay Banerjee von der University of Saskatchewan sagt hingegen, dass Forschende nicht ausschließen dürften, dass Hamster zuerst von einer Person in Hongkong infiziert worden sind und die Delta-Variante somit nicht eingeschleppt hätten.
Hamster sind nicht die ersten Tiere, die aus Angst vor Corona-Ausbrüchen gekeult wurden. Ende 2020 wurde nachgewiesen, dass sich Nerze bei Menschen mit dem Coronavirus anstecken und es dann wieder auf den Menschen übertragen können. Dänemark ließ im November 2020 daraufhin alle Nerze im Land töten.
Die jüngste Studie hebt nun den Haustierhandel als Verbreitungsweg für das Virus hervor, sagt Mitautor Leo Poon, Virologe an der Universität von Hongkong gegenüber "Spektrum". "Aber um den Hamstern gegenüber fair zu bleiben", sagt Poon: "Menschen würden sich viel eher untereinander anstecken als bei ihren Haustieren." Die Virologion Marion Koopmanns hält es trotzdem für wichtig, den Heimtierhandel genau zu überwachen, da Sars-CoV-2 weiterhin in Tieren zirkulieren und dann wieder auf den Menschen übergreifen könne.
Quellen: Spektrum.de, Yen, H.-L. et al. Preprint, Guardian, Nature