Covid-19 Sechs Schnelltests für zu Hause haben meine Corona-Infektion nicht erkannt – was dahinter steckt

Negativer Corona-Selbsttest
Unsere Autorin hatte eine Covid-19-Infektion. Doch Selbsttests blieben trotzdem negativ.
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Unsere Autorin hatte eine Covid-19-Infektion. Erst dachte sie an eine harmlose Erkältung. Kein Selbsttest schlug bei ihr an. Doch der PCR-Test ließ keinen Zweifel daran, dass sie Corona-positiv war.

Als mein Freund Sonntagabend über Halsschmerzen klagte, dachte ich noch, dass er sich eine Erkältung eingefangen hat. Montagmorgen wachte auch ich mit einem Kratzen im Hals, einem dicken Kopf und Ohrenschmerzen auf. Eine Erkältung hielt ich für wahrscheinlicher als eine Corona-Infektion. Die ersten Schnelltests für zu Hause ließen uns in dem Glauben. Doch richtig aussagekräftig ist das nicht. Schließlich predigen Expert:innen schon so lange wie es die Schnelltests gibt, dass ein negatives Ergebnis kein Freifahrtsschein ist. Höchstens eine Momentaufnahme, die vor allem bei Erkältungssymptomen mit Vorsicht zu genießen ist.

Als erst unser Tanzlehrer, dann ein Freund meines Partners, den er kürzlich im Kino getroffen hatte, schrieben, dass sie eine Covid-19-Infektion haben, wuchsen meine Zweifel, nur eine Erkältung zu haben. Außerdem leuchteten unsere Corona-Warn-App in einem wunderbaren Rot mit neun Risikobegegnungen. Mit dem Corona-Verdacht sollte ich recht behalten, aber dazu später mehr.

Fleißig testeten wir ab Tag eins der Symptome. Stäbchen rein in die Nase, drehen, niesen und ab in die Flüssigkeit. Auf die Testkassette träufeln. Warten. Auch wenn die Selbsttests mehrmals ein negatives Ergebnis zeigten, blieben wir zu Hause in Isolation. Denn: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Und ehrlicherweise konnten mich selbst die frühlingshaften Temperaturen und Sonnenstrahlen nicht nach draußen locken, mit meinem Kopf-, Hals, Ohr- und Gliederschmerzen war ich gerade noch zum Serienbingen auf Netflix und RTL+ fähig.

Nasen-Rachen-Abstrich zu Hause

Nach einem Gespräch mit meiner Hausärztin nutzten mein Freund und ich die Teststäbchen auch für einen Rachentest, weil sich die Omikron-Variante dort besser erkennen lasse. Für den Rachenabstrich muss der Tupfer an die Rachenrückwand. Am besten lässt sich der Test im Bad vor dem Spiegel durchführen. So lässt sich bei geöffnetem Mund und abgesenkter Zunge das Zäpfchen am Gaumen erkennen, dahinter sollte mit dem Tupfer an verschiedenen Stellen der Rachenrückwand Speichel entnommen werden.

Vorsicht: Der Rachenabstrich ist kein Spaß und sorgte bei mir für einige Würge- und Hustenanfälle. Und mein Freund machte die leidvolle Erfahrung, dass das Stäbchen nicht zu weit in den Rachen eingeführt werden sollte, denn prompt kam ihm das Frühstück wieder hoch. Für ein optimales Testergebnis sollten nach dem Rachenabstrich mit demselben Tupfer noch Proben in der Nase entnommen werden. Ein Nasen-Rachen-Abstrich also. Für den Rachenabstrich könnten auch Selbsttests genutzt werden, die nach den Herstellerangaben eigentlich nur für einen nasalen Abstrich gedacht sind, sagt Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover gegenüber der "Zeit".

Warum Schnelltests bei mir negativ blieben

Doch trotz starker Erkältungssymptome blieben meine sechs Antigenschnelltests, die ich in vier Tagen gemacht habe, negativ. Dafür kann es mehrere Gründe geben:

Niedrige Viruslast: Meine Viruslast war nicht hoch genug, um einen der Tests anschlagen zu lassen. Denn: Forschende haben bereits 2021 in einer Studie, die im Fachmagazin "The BMJ" erschienen ist, gezeigt, dass ein Schnelltest meist erst ein paar Tage nach der Infektion anschlägt. Normalerweise ist die Viruslast vor allem zu Beginn der symptomatischen Phase hoch. Doch die Infektion muss nicht bei jeder Person gleich sein. Forschende aus New York haben in einer sehr kleinen Studie festgestellt, dass die geimpften und zum Teil geboosterten Proband:innen mit einer hohen Viruslast zwar bereits zwei Tage lang ein positives PCR-Test-Ergebnis hatten. Der Schnelltest hingegen nicht anschlug.

Menschliches Versagen: Vielleicht habe ich die Tests schlicht und ergreifend nicht richtig angewendet. Allerdings glaube ich nicht, dass ich die Tests schlechter durchgeführt habe als andere Selbsttester:innen. Inzwischen haben wir ja leider alle Routine darin.

Eine schlechte Qualität der Tests: Möglicherweise waren die Selbsttests einfach mies. Ein Experte der Stiftung Warentest hat im Interview mit dem stern, davor gewarnt, dass nicht alle Tests, die Verbraucher:innen in Drogerie und Co. bekommen, eine ausreichende Qualität haben. Ich stand vor einem weiteren Problem. Nachdem unsere letzten Selbsttests aufgebraucht waren, konnte ich schlecht selbst in die Apotheke oder den Supermarkt gehen und einen Test aussuchen, der vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als zuverlässig eingestuft wurde. Ich musste auf die Tests zurückgreifen, die ich in der App "Gorillas" kontaktlos vor meine Wohnungstür liefern lassen konnte.

In der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte fand ich über die Suche der Herstellernamen heraus, dass die von mir verwendeten Tests der Firmen "Hotgen" und von "Safecare Biotech" die nötigen Standards des PEI erfüllen und auch die Omikron-Variante nachweisen können. Gegen eine schlechte Testqualität spricht auch noch, dass der vierte Schnelltest meines Freundes (drei Tage nach Symptombeginn) positiv war und er die Tests derselben Hersteller nutzte.

Selbsttests mit guter Qualität finden

Die Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte mit den Selbsttests, die das PEI untersucht hat, ist meiner Meinung nach sehr unübersichtlich, wenn man nicht direkt nach einem Hersteller suchen kann. Wer sich beim Einkauf schnell einen Überblick verschaffen will, kann auch die Web-App "schnelltest.de" nutzen. Dort kann der Barcode des Tests gescannt werden und die App gibt Auskunft über die Qualität des Tests.

Einfluss der Corona-Impfung: Ich fragte mich kurz, ob der Impfstatus Einfluss auf das Testergebnis des Antigenschelltests haben kann. Den Gedanken verwarf ich schnell: Virologe Christian Drosten sagte bereits im Podcast "Coronavirus-Update", dass bei Geimpften "Antigenschnelltests geringfügig ein bisschen schlechter sensitiv sind." Doch die Effekte seien vernachlässigbar, erklärt der Virologe weiter. Außerdem haben mein Freund und ich denselben Impfstatus, nämlich geboostert, und bei ihm war ein Schnelltest positiv.

PCR-Test: Corona-positiv

Lieber wäre es mir gewesen, wenn ich direkt einen PCR-Test hätte durchführen lassen können, diese sind schließlich der Goldstandard der Corona-Tests. Doch einfach um die Ecke in ein Testzentrum gehen, ist mit Symptomen nicht möglich. Stattdessen können sich Betroffene an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 oder die Hausarztpraxis wenden. Ich kontaktierte meine Hausarztpraxis. Sie bietet PCR-Tests an, doch man sollte möglichst erst einen positiven Schnelltest haben, hieß es aus der Praxis. Also wartete ich ab. Nach dem positiven PCR-Test meines Freundes ließ auch ich am fünften Tag meiner Symptome einen PCR-Test machen. Wie zu erwarten: positiv.

Nach zwei Wochen mit Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelforst, Hals-, Ohren-, Kopfschmerzen, Schnupfen und Husten bin ich nicht nur froh, dass ich nur einen milden Verlauf hatte. Mein Freund übrigens auch. Sondern auch um die persönliche Erkenntnis reicher, wie wichtig es ist, nicht zu viel auf einen negativen Selbsttest zu geben. Es gilt: Bei Symptomen ist es besser, auch bei einem negativen Schnelltest, davon auszugehen positiv zu sein und sich entsprechend zu verhalten. In meinem Fall wäre ich sonst fünf Tage von einer Erkältung ausgegangen, hätte mich nicht isoliert und beim Gang in die Apotheke oder im Wartezimmer der Hausarztpraxis am Ende noch jemanden unwissentlich mit Covid-19 angesteckt.

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