Tach. Mein Name ist Tobi. Ich bin depressiv. Und aus Dortmund. Ich hab keine Ahnung, was nun schlimmer ist.
Aber – keine Sorge! Dies ist kein Selbsthilfeforum. Soviel vorweg.
Mein Name ist, wie gesagt, Tobi, und ich bin, wie gesagt, depressiv.
So weit waren wir bereits.
“Ich bin auch manchmal traurig” mag da jetzt das eine oder andere Menschlein denken, und genau aus diesem Grund habe ich beschlossen, diesen Blog zu schreiben. Nunja. Fast.
Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand neben einen Querschnittsgelähmten im Rollstuhl kniete, ihm tief in die Augen sah und sagte:
“Komm. Ich sitz auch mal ganz gerne rum. Aber jetzt reiß dich mal zusammen und geh ne Runde um den Block. Was meinste?”
Ja, richtig, schon fast wieder irgendwie witzig, da absurd.
Dennoch bekomme ich häufig solche “Ratschläge” und “Zuwendung”, da ich ja “etwas traurig bin.”
Ich bin nicht traurig. Ich bin depressiv.
Depressionen werden immer noch mit viel zu spitzen Fingern angefasst, immer noch lieber in die Stille der Schande geschoben als sie einfach mal ganz offen als das thematisieren zu können, was sie sind: Eine Krankheit.
Den eigentlichen Anlass, diese ganze Blog-Sache hier anzugehen war der Suizid einer ebenfalls depressiven Freundin an den Weihnachtstagen 2013. Ich mag nun garnicht auf die Tränendrüse drücken, denn das gehört nicht hierher, da zu persönlich. Ich erwähne dies hier, da in mir seither folgende Frage keimt:
Ließe sich so etwas verhindern, auch nur ein einziges Mal, wenn sich Depressionen ein kleines Stück aus der heimlichen Ecke hinausbewegten, in die Anerkennung der breiten Masse als Krankheit und Verletzung, als eben nicht “mimosenhaftigkeit”, sondern auf einer Stufe mit gebrochenen Beinen, Krebs und anderen Dingen, die jedem von uns widerfahren können? Als eine Sache, die man ganz selbstverständlich äußern und dafür lediglich ein informiertes “Ah, okay, dann weiß ich bescheid, wenn du manchmal komisch bist” bekommt statt eines “Aha, soso, nun, ich bin auch manchmal traurig” mit einem still hinterhergedachten “…aber ich stell mich deshalb nich an.”
Genau darum soll es gehen. Ich möchte Depressionen Gesichter geben. Kein Jammerforum.
Einen Ort, an dem “Leute mit” den “Leuten ohne” einfach mal schildern können, wie das ist.
Wir sind nicht “verrückt” oder “etwas falsch im Kopf” oder “halt n bisschen traurig” – sondern haben schlichtweg ne nicht ganz so offensichtliche Krankheit, die Vielen noch recht fremd ist.
Nichts, wofür man sich schämen müsste.
Nichts, was nur hinter vorgehaltener Hand und geflüstert durch die Welt dringen darf.
In diesem Sinne möchte ich dann mal den Anfang machen.
Hi, mein Name ist Tobi. Ich bin depressiv. Aber eben nicht traurig. Dafür aber leider aus Dortmund.
Edit: Der Beitrag ist am 27. Januar 2014 das erste Mal erschienen auf http://dasgegenteilvontraurig.wordpress.com dort sind auch die Kommentare des Beitrags zu finden.