Studie Facebook-Posts liefern Hinweise auf eine Depression - so erkennen Sie die Anzeichen

Depressionen
In Europa erkrankt jeder Vierte einmal im Leben an einer Depression.
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Sehen Sie im Video: Depressionen: Wie sie entstehen und wie Sie helfen können.


In Europa erkrankt jeder Vierte ein Mal im Leben an einer Depression. Damit zählt sie zu den häufigsten Erkrankungen. Gleichzeitig unterschätzen sie viele: Eine Depression kann jeden treffen, unabhängig von Geschlecht, Alter und sozialem Status.
Entscheidend dafür, ob eine Depression auftritt, ist die genetische Veranlagung. Sie beeinflusst, ob ein Mensch dazu neigt, an einer Depression zu erkranken. Konkret ausgelöst wird sie dann oft durch negative Lebensereignisse. Manchmal ist aber kein konkreter Auslöser auszumachen.
Ein grundlegendes Verständnis für die Krankheit ist unerlässlich, um richtig helfen zu können. Das Problem: Sie ist oft schwer zu erkennen. Dieses Schaubild zeigt, wann eine Depression vorliegen kann: Wenn mindestens zwei der Symptome im inneren Kreis zutreffen, zum Beispiel „Verminderter Antrieb“ und „Depressive Stimmung“. Und zusätzlich mindestens zwei Symptome im äußeren Kreis wie „Schlafstörungen“ und „Appetitminderung“ – und das über mehr als zwei Wochen.
Die Diagnose kann aber nur ein Arzt stellen. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene so schnell wie möglich zum Arzt gehen – wie bei allen schweren Krankheiten. Der Hausarzt ist ein guter, erster Ansprechpartner. Auf sich alleine gestellt kann dieser Weg aber sehr schwer sein, denn Antriebs- und Hoffnungslosigkeit blockieren Betroffene. Hier ist Hilfe aus dem persönlichen Umfeld besonders wertvoll: Es ist wichtig, einen Termin zu vereinbaren und auf Wunsch zum Arzt mitzugehen.
Eine Depression lässt sich mit einer Psychotherapie und Medikamenten gut behandeln: Die Verhaltenstherapie ist ein häufig eingesetztes, psychotherapeutisches Verfahren. Ziel ist es, den Alltag zu strukturieren und negative Denkautomatismen zu bewältigen. Die zweite Säule der Behandlung sind Medikamente. Denn bei einer Depression geraten Botenstoffe im Gehirn aus der Balance – und das stört die Übertragung von Impulsen zwischen den Nervenzellen. Man geht davon aus, dass Antidepressiva das Gleichgewicht der Botenstoffe wiederherstellen – auch wenn die genauen Mechanismen nicht bekannt sind. Eine konsequente Behandlung verkürzt meist die leidvolle Phase und minimiert das Rückfallrisiko.
Mit professioneller Hilfe und der Begleitung aus dem privaten Umfeld kann eine depressive Episode bald abklingen.
Einfach nur traurig oder schon krank? Eine Depression beginnt oft schleichend. Forscher haben nun Warnzeichen entdeckt, die auf eine Erkrankung hindeuten können - in den Facebook-Posts Betroffener.

Depressionen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Die Krankheit trifft jede vierte Frau und jeden achten Mann im Laufe des Lebens. Doch obwohl Depressionen vergleichsweise weit verbreitet sind, fehlt es an Wissen rund um die Symptome und die Schwere der Krankheit. Oft werden Anzeichen mit einer vorübergehenden Niedergeschlagenheit oder Stimmungsschwankungen verwechselt. Das ist bedenklich, denn eine Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die aber gut behandelt werden kann. Mehr zu den Auslösern der Krankheit und den Behandlungsmöglichkeiten erfahren Sie hier.

Ärzten der US-amerikanischen Pennsylvania University ist es nun gelungen, Hinweise auf eine bevorstehende Depression zu definieren - und zwar anhand der Facebook-Posts Betroffener. Für ihre Studie werteten die Forscher die Timeline-Historie von 683 Patienten aus. Sie alle hatten aufgrund einer Erkrankung die Notaufnahme eines Krankenhauses besucht und waren einverstanden damit, ihre Facebook-Posts und Krankenakten analysieren zu lassen. 114 der 683 Patienten waren an einer Depression erkrankt. Patienten unter 18 Jahren wurden aus der Studie ausgeschlossen.

Depressive schreiben oft in der Ich-Perspektive

In den Posts der Betroffenen fanden die Wissenschaftler Hinweise auf eine bevorstehende Depression. Ihre Wortwahl unterschied sich deutlich von der anderer Patienten. Die Hinweise begannen sich rund sechs Monate vor der Diagnose zu häufen und zeigten sich drei Monate vor der ärztlichen Diagnose am stärksten. Über die Ergebnisse berichten die Forscher im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).

Hinweise auf eine bevorstehende Depression können demnach sein:

Facebook-User schreiben verstärkt in der "Ich-Perspektive" und verwenden dabei vermehrt Wörter wie "ich", "mein", "meine" und "mich". Die Forscher vermuten, dass dies ein Hinweis darauf sein kann, dass sich diese User verstärkt mit sich selbst beschäftigen. Außerdem berichten die depressiven User über negative Gefühle ("Tränen", "Weinen","Schmerz"), Einsamkeit ("vermissen") und Ängste. Sie klagen verstärkt über körperliche Symptome wie "Kopfschmerzen", fühlen sich "krank", schreiben über "Schmerzen" oder das "Krankenhaus". Außerdem äußern sie sich eher feindselig, berichten von "Hass" oder verwenden Kürzel wie "wtf" (What the f**k?).

Prognose einer Depression

Anhand des Algorithmus konnten die Wissenschaftler Depressionen in etwa mit der Genauigkeit eines Screening-Selbsttests erkennen. Ein Facebook-Algorithmus könnte demnach gängige Methoden zur Depressions-Diagnose ergänzen oder Anlass sein, ein Gespräch mit dem Hausarzt zu suchen. 

Depressionen werden nach Angabe der Forscher zu selten diagnostiziert, was eine Behandlung der Krankheit verzögert. Es sei daher wichtig, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und Hausärzte wie Patienten für die Symptome zu sensibilisieren.

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In Europa erkrankt jeder Vierte einmal im Leben an einer Depression.
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Depressionen: Wie sie entstehen und wie Sie helfen können

Sie sind seit längerem traurig und können selbst in schönen Momenten keine Freude empfinden? Sie vernachlässigen den Kontakt zu Freunden, gehen kaum noch vor die Tür, leiden unter Schmerzen, schlafen kaum noch oder womöglich extrem viel? All das können Hinweise auf eine depressive Episode sein. Die Stiftung "Deutsche Depressionshilfe" bietet auf ihrer Seite einen Selbsttest an. (Zum Test geht es hier) Er liefert Hinweise, ob bei Ihnen Anzeichen einer Depression vorliegen. Eine Diagnose ersetzt der Test jedoch nicht. Sprechen Sie bitte umgehend Ihren Arzt an, wenn Sie sich schon seit einer Weile nicht gut fühlen oder niedergeschlagen sind.

ikr

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