Sind ehemalige Covid-19-Patienten immun gegen das Coronavirus oder können sie sich ein zweites Mal mit dem Erreger anstecken? Eine aktuelle Analyse gibt Anlass für vorsichtigen Optimismus: Chinesische Forscher haben vier Rhesusaffen mit dem Coronavirus infiziert. Nach einer kurzen Krankheitsphase waren die Affen wieder gesund und auch Wochen später immun gegen eine erneute Ansteckung mit dem Erreger. Für den Virologen Christian Drosten sind die Ergebnisse nicht überraschend: "Das ist auch das, was wir erwarten im Menschen", erklärt er in der aktuellen Folge seines NDR-Podcasts. Dennoch warnte er vor überzogenen Hoffnungen: Menschen seien nicht eins zu eins mit Affen zu vergleichen. Die Anzahl der infizierten Tiere sei zudem sehr gering.
Aus Sicht des Virologen sind klinische Daten an Patienten besser geeignet, um die Frage nach der Immunität zu beantworten. So könnten Patienten, die eine Infektion hinter sich haben, mit derselben Anzahl an Menschen verglichen werden, die noch keine Erkrankung hatten. Solchen Daten seien aktuell rar, betont Drosten. "Viele Kliniker, die solche Patienten behandeln, sind im Moment sehr beschäftigt und schaffen es nicht so schnell, das aufzuschreiben. Es ist schon sehr aufwendig, einen wissenschaftlichen Bericht zu schreiben, sowohl über einen einzelnen Fall als auch über eine Fallgruppe. Das sind Wochen von Arbeit."
Erfahrungen gebe es aber zum Beispiel mit der Münchener Kohorte. Anfang Februar hatten sich mehrere Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt mit dem Coronavirus infiziert und wurden im Münchener Klinikum Schwabing behandelt. Sie seien mittlerweile alle aus der Klinik entlassen. "Die eigentlichen Symptome bei den meisten Patienten waren nach einer Woche überstanden", sagt Drosten. Damit sei nicht nur das Fieber gemeint, sondern auch der Husten. Gleichwohl habe es sich um keine komplizierten Fälle mit Komplikationen gehandelt. Eine Behandlung auf der Intensivstation sei nicht nötig gewesen. Forscher gehen derzeit davon aus, dass im Schnitt vier von fünf Krankheitsfällen mild verlaufen.

Es gebe aktuell zwei Studien zu der Immunität nach überstandenen Coronavirus-Infektionen. Diese deuten darauf hin, dass sich schon gegen Ende der ersten Krankheitswoche Antikörper gegen das Virus bilden, "und zwar mit hoher Zuverlässigkeit", so Drosten. "Das ist etwas, worüber ich mich sowohl gewundert, als auch gefreut habe. Denn das spricht dafür, dass die Immunität sich hier sehr schnell einstellt bei diesen Infektionen." Bei dem Sars-1-Erreger hätten die Patienten erst am Ende der zweiten Woche und schließlich über die dritte Woche Antikörper entwickelt. Eine Besonderheit dieses Virus ist es, dass es ausschließlich die Lunge befällt.
"Vorlauf im Hals"
Möglicherweise, so erklärt Drosten, liege das daran, dass sich das neuartige Coronavirus im Rachen repliziere – der Antigen-Stimulus also schon einsetze, bevor das Virus in die Lunge wandere. Der "Vorlauf im Hals" könne möglicherweise auch vor einer späteren Infektion der Lunge schützen. Dabei handele es sich jedoch nur um eine "wissenschaftliche Idee", bewiesen sei das nicht, betont Drosten.
In dem Podcast geht der Virologe auch auf ausgewählte Zuhörerfragen ein. Eine davon: Ist es sinnvoll, bei Atemschutzmasken zu improvisieren und sie beispielsweise selbst zu nähen? "Ich finde das nicht völlig abwegig", sagt Drosten. Daten zu dem Schutz solcher Masken gebe es zwar nicht, ebenso wie zu dünnen OP-Masken. "Wenn jemand Lust hat, sich eine Maske zu nähen, und damit ein gutes Gefühl hat in der Öffentlichkeit, ja klar, natürlich. Das kann man ruhig machen. Warum denn nicht?", so der Virologe. Medizinische Masken sollten aber nach wie vor Ärzten und Pflegepersonal vorbehalten sein.