Elf Monate altes Kleinkind Die Wahrheit über den "ersten Marihuana-Todesfall"

Wissenschaft schnell erklärt : Cannabis legalisieren? Die Krux des freien Kiffens
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Jeder der über Rauschmittel irgendetwas weiß, hat von diesem Stoff gehört: THC - Tetrahydrocannabinol. Es ist der entscheidende rauscherzeugende Stoff in der Hanfpflanze, und bekanntlich steht er in der Liste verbotener Substanzen des Betäubungsmittelgesetzes.
THC, in Haschisch und Marihuana, macht einen ganz anderen Rausch als etwa Opiate, Aufputschmittel oder Halluzinogene. Das kommt daher, dass das Gehirn für Cannabinoide, zu denen THC gehört, eigene Andockstellen hat. Damit kann das Hirn sich selbst regulieren, wenn es ihm mies geht. Das ist wörtlich gemeint: Wenn es uns speiübel ist, wir keinen Appetit haben, wenn alles zuviel wird, dann werden Cannabinoide ausgeschüttet und nehmen Stress aus dem Gehirn. Genau darum sind Medikamente aus Cannabis mittlerweile zugelassen und auf Rezept erhältlich: Sie helfen Schmerz- und Krebskranken, ihre Symptome deutlich zu mildern. Ob die Wirkung tatsächlich so stark ist, wie Hanf-Fans gern sagen, ist umstritten. Viele Ärzte nutzen lieber andere Medikamente. Dennoch gibt es keinen Zweifel: Die Wirkung des THC entspricht einem natürlichen Mechanismus, der das Leben erträglicher macht.
Und dennoch – trotz eines Legalisierungskampfes über ein halbes Jahrhundert – warnen Experten davor, Hanfdrogen generell freizugeben. Sie verweisen auf Statistiken, wonach hochdosiertes Dauerkiffen dümmer, sozial erfolgloser und gleichgültiger macht. Sie sehen den Kiffer als Verlierer. Klar ist ihnen aber auch: Der Markt ist heute voll mit Dutzenden gefährlicherer Drogen. Viele Juristen sind es daher satt, überhaupt noch Verfahren wegen kleinerer Cannabismengen anzustrengen.
"Ist ein elf Monate altes Kind die erste Person, die an einer Überdosis Marihuana starb?" Diese und ähnliche Schlagzeilen machen derzeit in den USA die Runde. Nun meldet sich einer der behandelnden Ärzte zu Wort - und will ein großes Missverständnis aus der Welt räumen.

In den USA herrscht Verwirrung um einen Todesfall, der in Zusammenhang mit Marihuana steht. Mehrere Medien berichteten gestern über ein elf Monate altes Kleinkind, das an einer Überdosis Marihuana verstorben sein soll - darunter die "New York Daily News" und der "Miami Herald". Nun allerdings meldet sich einer der Mediziner des Kleinkinds zu Wort - und fühlt sich missverstanden. Was war geschehen?

Im Zentrum der Diskussion steht ein Fallbericht, der vor einigen Monaten auf einer Seite der "University of California" veröffentlicht wurde. Die wissenschaftliche Veröffentlichung ist frei zugänglich und stammt von den Medizinern Thomas Nappe und Christopher Hoyte. In dem Bericht schildern die Mediziner den Fall eines kleinen Junge, der an den Folgen einer Herzmuskelentzündung verstorben war. Weil die Eltern des Kleinkinds Cannabis konsumiert hatten, diskutieren die Mediziner in dem Bericht, ob der Tod des Jungen in Zusammenhang mit der Substanz stehen könnte. In dem Bericht ist von einem "zeitlichen" beziehungsweise "möglichen Zusammenhang" die Rede. Der Begriff "Überdosis" fällt in dem Artikel kein einziges Mal.

Marihuana Schuld am Tod eines Kleinkinds? Ursache und Wirkung ist nicht bewiesen

"Was wir definitiv nicht sagen, ist, dass das Marihuana das Kind umgebracht hat", erklärt einer der beiden Autoren, Thomas Nappe, nun gegenüber der "Washington Post". Nappe arbeitete zum Zeitpunkt der Publikation am "Denver Health & Medical Center" und ist nun Pennsylvania an der "St. Luke's University" tätig. Christopher Coyte war für eine Stellungnahme auf Anfrage der Zeitung zunächst nicht zu erreichen.

Ziel des Berichts sei es gewesen, über den Ablauf der Ereignisse zu berichten, ihn zu dokumentieren und die Fachwelt darauf aufmerksam zu machen, einen möglichen kausalen Zusammenhang zu untersuchen, so Nappe weiter. Mit der Schilderung des Falls allein lässt sich ein kausaler Zusammenhang jedoch nicht belegen. Dafür ist Forschung oder eine größer angelegte Studie notwendig.

Nappe betonte gegenüber der "Washington Post", dass ein Zusammenhang - so wie ihn der Report schildert - nicht mit Ursache und Wirkung verwechselt werden sollte.

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Weiterhin gültig sei jedoch die Empfehlung,  Marihuana-Produkte von Kindern fernzuhalten, so Nappe weiter. Besonders Eltern, die Marihuana konsumieren, sollten wachsam sein und darauf achten, dass ihre Kinder nicht mit den Produkten in Kontakt kommen.

Marihuana ist in acht der 50 US-Bundesstaaten erlaubt. Die Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Massachusetts besitzen eine besonders lockere Drogenpolitik.

ikr

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