Zwei Liebende wünschen sich ein Kind, hören auf zu verhüten, die Frau wird schwanger. So einfach klingt das, und bei vier von fünf Paaren funktioniert es auch: Im Normalfall ist innerhalb eines Jahres ein Baby unterwegs. Für die restlichen Zeugungswilligen beginnt eine Zeit der Zweifel, Ängste und Konflikte. Was tun?
Manchmal liegt schlicht ein kalendarisches Missverständnis zugrunde. Der optimale Zeitpunkt für die Empfängnis liegt etwa zwischen dem 11. und 15. Tag des Zyklus, gerechnet vom Beginn der Regelblutung an. Der Tag des Eisprungs lässt sich bestimmen, indem die Frau zwei bis drei Monate lang jeden Morgen ihre Temperatur misst. Oder indem sie mehrmals im Monat Urinteststreifen benutzt, diese in einen Minicomputer einlegt und so ihre Hormonkurve ermittelt. So unromantisch Sex nach Zeitplan auch sein mag - das ist der erste Schritt, wenn es mit der Zeugung nicht klappt.
Wenn sich trotz Rechnerei nichts tut, sollten sich beide Partner untersuchen lassen. Ein Spermiogramm gibt Aufschluss über Zahl und Qualität der männlichen Samenzellen; bei der Frau prüft der Arzt, ob Infektionen oder Verwachsungen vorliegen und ob der Hormonhaushalt okay ist.
Entschließt sich ein Paar nach den Untersuchungen, die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch zu nehmen, ist der erste Schritt oft eine so genannte Insemination: Spermien des Partners werden mit einem Schlauch in die Gebärmutter der Frau gespült. Bleibt der Erfolg aus, folgt in vielen Fällen eine In-Vitro-Fertilisation (IVF): Dazu nimmt die Frau zunächst Hormone, die dafür sorgen, dass eine größere Anzahl von Eizellen gleichzeitig in den Eierstöcken heranreift. Diese entnimmt der Arzt mittels Punktion (durch die Vagina), bringt sie in der Petrischale mit den Spermien des Partners zusammen und spült einige Tage später bis zu drei der entstandenen Embryonen mit einem dünnen Schlauch in die Gebärmutter.
Letztes Mittel aus dem gängigen Repertoire der Reproduktionsmedizin ist die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Die hormonelle Vorbereitung der Frau, die Entnahme der Eizellen und der Transfer in die Gebärmutter verlaufen genauso wie bei der IVF. Bei der Keim-Verschmelzung selbst wird allerdings kräftig nachgeholfen: Ärzte oder Biologen spritzen ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle - und können so auch schwer beeinträchtigten Samen zum Durchbruch verhelfen. Die Erfolgsquoten der IVF liegen pro Behandlung bei 15 Prozent, bei ICSI sind es 17 Prozent.
Alexandra Rigos