Valentinstag im Irak Rot vom Schal bis zum Schuh

Auch in Bagdad wird der Valentinstag gefeiert. In der irakischen Hauptstadt ist das Datum allerdings mehr als ein Festtag für Liebende und Blumenhändler.

Borudsch Abed hat ihr Outfit für den Valentinstag bereits mehrere Tage zuvor geplant. "Ich habe eine neue Jacke, eine Tasche und Schuhe gekauft", erzählt die 13 Jahre alte Schülerin aus Bagdad. Sämtliche Teile sind rot. "Ich habe auch ein paar Accessoires gekauft, alle in rot, die will ich meinen Freunden schenken." In den Tagen vor dem 14. Februar leuchten ganze Straßenzüge der irakischen Hauptstadt in der Farbe.

In diesem Jahr wird der Valentinstag in Bagdad ausgelassener gefeiert als jemals zuvor, wie Einwohner erzählen. Allerdings gibt es noch immer religiöse Extremisten, die solche angeblich schädlichen westlichen Einflüsse verbannen wollen.

In den Läden gehobener Stadtviertel wie Mansur und Karrada türmen sich rote Teddybären, Kerzen, Stoffherzen, Plüschtiere und Plastikblumen. In Fast-Food-Restaurants hängen rote Dekorationen. Viele Frauen haben die schwarze Trauerkleidung abgelegt, mit der gläubige Schiiten in den vergangenen zwei Monaten des Todes von Imam Hussein, Enkel des Propheten Mohammed, gedachten. Am Valentinstag tragen die Frauen Bagdads rot - vom Schal bis zum Schuh.

Scharia auf Kriegsfuß mit dem Heiligen Valentin

Trotz beinah täglicher Anschläge glauben viele Iraker, dass der Einfluss der religiösen Extremistengruppen und Kämpfer abnimmt. "Der Valentinstag ist für mich wichtig, weil er einem edlen Zweck dient und Hoffnung auf Freiheit und Sicherheit verbreitet", sagt Abed. "Das ist wichtig für das Land."

Die Extremisten, die im Irak nach der US-Invasion im Jahr 2003 an Stärke gewannen, lehnen westliche Bräuche ab. In manchen arabischen Ländern wird der Valentinstag begangen, in anderen ist dieses Fest verpönt. In konservativen arabischen Staaten, allen voran in Saudi Arabien, wird jedes Jahr in den Tagen vor dem Valentinstag jeder anstößig erscheinende rote Farbtupfer entfernt.

In Indonesien geht es ähnlich streng zu: Auch in der Provinz Aceh darf der Tag der Liebenden nicht begangen werden. Die Scharia, das islamische Recht, verbietet die Feierlichkeiten. Im muslimisch geprägten Albanien wird der Tag hingegen ähnlich wie in Deutschland gefeiert - mit Blumen für die Liebste.

Feiertag nicht nur für irakische Christen

Für junge Iraker gewann der Valentinstag in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung. Vor allem irakische Christen schickten sich Grußkarten und Valentins-SMS. Nun hat der Trend alle Altersgruppen und Glaubensgemeinschaften erreicht.

"Wir haben seit Monatsbeginn spezielle Geschenke für den Valentinstag im Angebot", sagt der Ladenbesitzer Abu Moatas. "Dieses Jahr war das Interesse sehr groß". Einige Familien hätten in der vergangenen Woche besonders nach rotem Dekorationsmaterial, Kuchen und Süßigkeiten gefragt, erzählt der 57-Jährige.

Der Valentinstag findet in diesem Jahr vor dem Hintergrund politischer Spannungen zwischen dem schiitischen und dem sunnitischen Machtblock statt. Der Tag sei "eine Gelegenheit, um Optimismus zu teilen, das Leben zu genießen und uns von der Gewalt und den politischen Rivalitäten abzulenken", sagt Abu Moatas.

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Kadhim Al-Attabi, DPA

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