Greenpeace hat gesundheitsschädigende Chemikalien in Fußballschuhen und Torwarthandschuhen der Markenartikel-Hersteller Adidas, Nike und Puma gefunden. Einige dieser Stoffe würden das Hormonsystem stören, die Fruchtbarkeit schädigen oder das Tumorwachstum fördern können, warnt die Umweltschutzorganisation.
Zwar schade das Tragen der Kleidungsstücke oder Schuhe nicht unmittelbar die Gesundheit, hieß es. Die Chemikalien von Produkten und Fabriken landeten aber in Umwelt und Nahrungskette in den Herstellungsländern, kritisierte Greenpeace. Betroffen seien vor allem die Einwohner der Produktionsländer. Adidas und Puma betonten hingegen, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten.
33 Produkte im Test
Greenpeace ließ nach eigenen Angaben 21 Fußballschuhe, sieben Fußball-T-Shirts, vier Torwarthandschuhe und den WM-Fußball "Brazuca" von unabhängigen Laboren untersuchen. 16 Produkte stammten von Adidas, 15 von Nike und zwei von Puma. Alle Artikel wurden aus Anlass der bevorstehenden Fußball-WM in Brasilien auf den Markt gebracht, 20 von ihnen sind für Kinder bestimmt.
Die Laboranalysen wiesen laut Greenpeace perfluorierte Chemikalien (PFC), Nonylphenolethoxylate (NPE), Phthalate, Dimethylformamid (DMF) und weitere Schadstoffe nach. Besonders schlecht abgeschnitten hätten die Schuhe und Handschuhe von Adidas, teilte die Umweltschutzorganisation mit. Der Adidas-Schuh "Predator" enthielt 14,5 Mikrogramm Perfluoroctansäure (PFOA) pro Quadratmeter, der höchste gefundene Wert. PFOA ist eine besonders gefährliche PFC-Substanz.
Selbst der WM-Ball "Brazuca" ist belastet
Insgesamt wurden laut Greenpeace in 17 der 21 getesteten Schuhmodelle und in zwei der vier Handschuhe PFC gefunden. Die Chemikalie wird wegen schmutz- und wasserabweisender Eigenschaften verwendet. Sie könne das Hormonsystem stören - mit negativen Auswirkungen auf die Fortpflanzungsorgane und das Immunsystem.
NPE seien in 16 Schuhen, zwei Handschuhen und einem T-Shirt entdeckt worden. Selbst der WM-Ball "Brazuca" von Adidas war belastet. Diese Chemikalie baue sich in der Umwelt zu Nonylphenol ab, das hormonell aktiv sei und giftig für Wasserorganismen sei. Die Chemikalien würden oft als Weichmacher eingesetzt, ebenso wie Phtalate, die laut Greenpeace die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können. Phtalate seien in sämtlichen Schuhen, drei Handschuhen und vier T-Shirts gefunden worden. In allen Schuhen fand sich demnach auch DMF - der Stoff sei unter anderem fortpflanzungsgefährdend.
Vor allem Adidas ist in der Kritik
Adidas erwarte Rekordumsätze von zwei Milliarden Euro mit Produkten für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, sage den Fans aber nicht, dass mit der Herstellung Gewässer in den Produktionsländern vergiftet würden, erklärt Chemie-Experte Manfred Santen von Greenpeace. "Es ist Zeit für eine rote Karte für Adidas - die Firma muss jetzt handeln", fordert er.
Adidas betonte, sämtliche von Greenpeace veröffentlichten Werte erfüllten "uneingeschränkt alle gesetzlichen Vorgaben". Auch zeigten die Angaben der Umweltorganisation, "dass ein vorsätzlicher Einsatz der Substanzen nicht stattgefunden hat". Adidas arbeite "intensiv" daran, die Freisetzung gefährlicher Chemikalien "innerhalb unsere Einflussbereichs weitestgehend zu eliminieren und zu reduzieren".
Auch Puma teilte mit, die unter anderem wegen des Vorhandenseins von NPE kritisierten Fußballschuhe erfüllten "alle gesetzlichen Vorgaben zu NPE". Das Unternehmen arbeite an Standards und Prozessen, um einen Verzicht auf NPE und Phtalate in der Lieferkette sicherzustellen. Von Nike Deutschland war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
"Detox"-Kampagne für giftfreie Kleidung
Greenpeace bemüht sich seit 2011 mit der Kampagne "Detox" darum, dass Firmen bis 2020 Kleidung und Schuhe giftfrei produzieren. Auch Adidas, Nike und Puma haben sich dazu bereit erklärt. Greenpeace kritisiert aber, die Firmen versteckten sich hinter "Papierversprechen" des Branchenverbandes. Firmen wie H&M oder Mango dagegen hätten mit der Entgiftung ihrer Produktion begonnen. Santen forderte Adidas und Nike "im Namen der Fans und der betroffenen Menschen" auf, einen Ausstiegsplan aus der Produktion mit PFC festzulegen sowie alle gefährlichen Chemikalien offenzulegen.
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